Mittendrin statt nur dabei.

Über unseren Blog „Mitten im Geschehen“ könnt ihr täglich aktuelle Neuigkeiten aus unserem Kinderheim Angels Home for Children in Sri Lanka erfahren. Sowohl die Projektleiter Frank und Julia als auch die Freiwilligen berichten hier über ihre Arbeit mit den Mädchen, witzige Begebenheiten aus dem Alltag oder auch über Besonderheiten aus einem Leben in Sri Lanka. Mit unseren Blogeinträgen möchten wir euch kontinuierlich auf dem Laufenden halten und teilhaben lassen, was wir dank eurer Hilfe mit dem Dry Lands Project e.V. für die Kinder hier erreichen. Viel Spaß beim Lesen!
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Wie wir von klein auf lernen unehrlich zu sein

Laufendes Kind Wie wir ersticken was wir lieben

Kennt ihr das auch, ihr geht mit euren Freunden essen, geht zwischendurch auf die Toilette, – kurzer Blick in den Spiegel und Tadda, zwischen euren Zähnen hängen unübersehbare Essensreste. Noch besser, offener Hosenstall bei einer Präsentation, T-Shirt falsch herum angezogen auf der Arbeit, Lippenstift verschmiert beim ersten Date. Die Beispiele sind endlos. Kommt dir das bekannt vor? Warum hat mich niemand darauf hingewiesen, fragt man sich dann häufig.

Sowas, wird dir hier niemals passieren. Das durfte ich schnell feststellen. Hängt ein Haar schief, dann sei dir eins garantiert, die Kinder sagen es dir. Sie haben nämlich keine Scham, sowas mitzuteilen. Komplimente wie: „you look nice ", „you are pretty" und "you smell nice" stehen hier ebenso an der Tagesordnung wie „you sweat "oder „you look tired". Die Ehrlichkeit eines Kindes und warum diese schlichtweg genial ist.

Eine eiskalte Dusche oder eben die erfrischende Ehrlichkeit eines Kindes

& warum du lachst, wenn dir eine Zehnjährige sagt, dass du stinkst.

Wir sitzen am Essenstisch. Abendzeit. Alles still.„You smell!", höre ich wie eines der Kinder kontextlos zu ihrer Sitznachbarin sagt. Ich verschlucke mich fast und fange an, lauthals zu lachen. Ich war sowieso noch nie gut darin, still zu sein, wenn andere es von mir erwarten aber das hat mich gerade vom Hocker gehauen. Die Kinder schauen mich fragend an, einige fangen ebenfalls an zu lachen. Ich versuche mich schnell wieder einzukriegen. Warum ich das so witzig finde? Gute Frage. Wahrscheinlich ist mein Humor einfach kaputt, nachdem ich sechs Wochen nur über Kinderwitze lachen musste. Oder vielleicht, weil ich damit nicht gerechnet habe. Hätte doch niemand. Ganz ehrlich, diskret eine gute Freundin darauf hinzuweisen, wäre eher mein Stil gewesen. Doch stumpf einen solchen Kommentar abzulassen, vor mehreren Leuten eher weniger. Außer ich will sie ärgern. Doch das Kind hatte keine böse Intention, als sie das sagte.

Kein Blatt vorm Mund

Als ich anfange, diesen Blogeintrag zu verfassen, schreibe ich einem guten Freund, der derzeit ein Jahr in einer Grundschule ein Praktikum macht. „Ich wurde zum Beispiel auch schon gefragt, wieso ich so viele Pickel habe", erzählt er mir, als wir auf das Thema Ehrlichkeit bei Kindern kommen.

„Also ich würde sagen Kinder sind noch nicht so „manipulativ", dass sie jemanden mit Absicht verletzen wollen oder böse Intentionen haben, sondern sind halt meistens ehrlich und sagen einfach das, was ihnen in den Kopf kommt". Schön gesagt. Dem kann ich nur zustimmen. Ich hatte bisher auch noch nicht das Gefühl, dass mich ein Kind mit einem Kommentar verletzen wollte. Daher nehme ich das auch niemanden böse, wenn ich gefragt werde, ob ich Fieber habe, nur weil mein Kopf so warm ist von der Hitze. Das nehme ich mit Humor.

Als Kind durchgeht also jeder eine Phase der absoluten Ehrlichkeit. Eine Phase, wo wir ungefiltert und unmittelbar ausdrücken, was wir sehen und erleben. Eine direkte Reaktion auf einen Reiz. „Manipulation", ein Konzept, das Kindern dabei fremd ist.  Aber warum bleibt es bei einer Phase?

Was wir lieben, ersticken wir.

Erwachsene lieben das ja. Vielleicht nicht, wenn ihnen gesagt wird, dass sie stinken aber die absolute Ehrlichkeit eines Kindes dann doch. Wenn ein kleines Kind dir mit seinen großen rehbraunen Augen ganz unschuldig erzählt, wie es die Welt wahrnimmt. Deswegen musste ich beim Abendessen laut loslachen. Deswegen lachst auch du, wenn dir ein Kind sagt, dass du stinkst. Bis einem bestimmten Alter finden wir es süß und witzig, tolerieren es, bis wir es sanktionieren. Wir vermitteln den Kindern dann, dass es nicht okay ist, sich so zu verhalten. Naja, im Endeffekt heißt das so viel wie so wie du dich verhaelst ist falsch. Es entspricht eben nicht der Norm. Nicht den Regeln unserer Gesellschaft. Ja schließlich haben wir auch irgendwo recht, es kann auch verletzend sein, immerzu solche ehrlichen Kommentare abzubekommen. Aber ist das der einzige Ausweg?

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