Mittendrin statt nur dabei.

Über unseren Blog „Mitten im Geschehen“ könnt ihr täglich aktuelle Neuigkeiten aus unserem Kinderheim Angels Home for Children in Sri Lanka erfahren. Sowohl die Projektleiter Frank und Julia als auch die Freiwilligen berichten hier über ihre Arbeit mit den Mädchen, witzige Begebenheiten aus dem Alltag oder auch über Besonderheiten aus einem Leben in Sri Lanka. Mit unseren Blogeinträgen möchten wir euch kontinuierlich auf dem Laufenden halten und teilhaben lassen, was wir dank eurer Hilfe mit dem Dry Lands Project e.V. für die Kinder hier erreichen. Viel Spaß beim Lesen!
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Der Ambuluwawa Tower… oder vom Stau in luftiger Höhe

Der Ambuluwawa Tower in Gampola Der Ambuluwawa Tower in Gampola

Durch Zufall habe ich vom Ambuluwawa Turm gehört, der nur ca. 1 Stunde von Kandy entfernt ist. Der Turm ist ca. 110m hoch und nach obenhin verläuft er spiralförmig. Irgendwie hat er Ähnlichkeit mit einem Bohrer, wie ich finde. Wie eng es da wirklich ist, schaue ich mir doch mal besser aus der Nähe an. Gesagt, getan!  

Am Eingangstor kaufen wir die Tickets und mein Freund fragt mich, ob wir den Rest zu Fuß hochgehen wollen, es wären nur ungefähr 2-3 km. Ich schaue ihn irritiert an und frage, ob er heute Morgen einen Clown gefrühstückt hat. Nun schaut er mich verwirrt an… er hat es wohl nicht verstanden… Sri Lanker und Sarkasmus. Also nein, wir kaufen auch ein Ticket für den Tuk Tuk Fahrer und das Fahrzeug. Auf dem Weg hoch, der immer steiler wird, muss der Fahrer schon Schlangenlinien fahren, wohl damit wir nicht hintenüberkippen. Dabei passieren wir diverse Besucher, die ächzen und schwitzen, gelegentlich pausieren und dann ihre maulenden Kinder weiter hinter sich herziehen. Es sei kurz erwähnt: der Turm ist nochDie Wendeltreppe nicht mal in Sichtweite. Ich ziehe meine Augenbraue hoch und frage ihn, ob er mich ernsthaft 2-3 km zu Fuß diesen steilen Berg hochschicken wollte. Er grinst und zuckt mit den Schultern. Wir kommen endlich an und ich bin wild entschlossen, nun diesen 110m hohen Turm zu erklimmen und schöne Fotos zu machen. Ich bin ja noch frisch, im Gegensatz zu den anderen, die dort hinaufgelaufen sind. Das wird ein Klacks! 

Da soll es nun hinauf gehen.
Ein wenig marode sieht er schon aus.
Hier mal einer, dort mal einer. Willkür oder System?

Bis zu dem spiralförmigen Abschnitt muss man innerhalb des Turmes einige Treppenabsätze hinaufsteigen, wenig spektakulär. Dann kommen Etagen, an denen scheinbar willkürlich Aussichtsbalkone angebracht sind. Ich bin zuversichtlich, dass diese stabil genug sind, der Turm wurde ja erst 2009 gebaut. Ich denke an eine Freundin, die sich schon unwohl fühlt, wenn sie über Gullydeckel oder Gitter geht und lächle innerlich. Sie würde hier vermutlich passen. Von ein paar der Balkone kommt man auf die äußere Wendeltreppe nach oben, von manchen wieder nicht. Irgendwie verlieren wir hier gerade die Orientierung bei dem Ganzen im-Kreis-Gelaufe.  

Wird schon halten.
Es geht tief hinab.

Schließlich kraxeln wir doch immer weiter und eigentlich sehe ich noch nicht wirklich eine Herausforderung, glücklicherweise habe ich keine Höhenangst. Zunächst sind die Treppen noch breit genug, um auch Gegenverkehr vorbeizulassen, aber dann werden die Treppen immer schmaler und enger. Auf den letzten Umrundungen bin ich nicht mehr sicher, ob mein Hintern bis oben kommt, sprich ich mich noch am Geländer entlangquetschen kann … nun, ich bin eben nicht gerade ein Rehlein. Es kommt eine Stelle, an der es wirklich eng ist. Ich könnte mich vorbeiquetschen, habe aber ein mulmiges Gefühl…. es wird ja sicher noch enger bis zur Spitze. Und über uns sehe ich, dass dort Leute in den letzten Umrundungen stehen und frage mich, wie wollen die denn nur wieder runterkommen. Etwa an mir vorbei? No way! Ich gehe lieber wieder runter, mein Freund geht weiter, obwohl er das Schwanken des Turmes wahrnimmt und sich ein wenig komisch damit fühlt und am Geländer festklammert. Am Ende kommt er auch nicht bis an die Spitze, es staut sich.

Die Aussicht ist bemerkenswert.
Geschafft!

  Wir laufen den Turm runter und gehen auf den gegenüberliegenden niedrigeren Turm. Dort stelle ich fest, dass ich ja gar kein Foto habe, auf dem man sieht, dass ich todesmutig außen am Turm war. Aber das wollte ich doch eigentlich. Dilemma! Die Sicht von dort ist perfekt. Also meinen Freund instruiert, was er zu tun hat und im Eiltempo erneut die Treppen hochgejoggt. Bei den Balkonen muss ich verschnaufen und bin verschwitzt. Mist! Was soll's, sieht man auf den Fotos am Ende eh nicht. Und in der Höhe ist es eh recht windig und für Abkühlung ist daher gesorgt. Es ist inzwischen recht spät am Nachmittag und die Besucherzahl hat deutlich abgenommen. Es scheint Regen zu geben. Egal, ich will's jetzt doch wissen, ziehe meinen Bauch ein und quetsche meinen Hintern an besagter, enger Stelle nun doch seitlich laufend vorbei. Siehe da, danach ist es gar nicht mehr so eng. Und endlich komme ich ganz oben an der Spitze an, hier ist die Treppe vielleicht noch 20cm breit. Ich winke enthusiastisch runter zu meinem Fotografen und genieße für einen Moment die Aussicht mit dem weiten Blick.

Tja, nur kamen dann doch noch ein paar andere Leute und wollten ebenfalls zur Spitze, es staut sich plötzlich. Es gibt kleine Nischen, in die eine Person manchmal ausweichen kann. Diese sind aber schon besetzt mit Leuten, die sich reingeduckt haben. Es gibt erst mal kein Vor und kein Zurück. Selbst die Schlankesten passen nicht aneinander vorbei. Keiner möchte seinen endlich erreichten Platz in der Reihe zur Spitze aufgeben. Ein offensichtlich lebensmüder junger Mann wollte doch tatsächlich auf's Geländer hüpfen, um mich vorbeizulassen. Was stimmte denn nur mit dem nicht?! Ich zeige ihm einen Vogel und rufe weiter „you all need to move downwards first, otherwise you won't reach the top". Bis das dann endlich auch bei den Letzten angekommen ist, dass sie zuerst absteigen müssen, um die Rückkehrer vorbeizulassen bevor sie dann selbst nach oben können, vergeht einige Zeit. Das fühlte sich ein wenig beklemmend an, war ich doch die Letzte in der Reihe des Staus oben an der leicht schwankenden Spitze und kam nicht zurück.

Am Ende habe ich es irgendwie nach oben und vor allem auch wieder runter geschafft. Die Quintessenz: es war irgendwie doch ein Heidenspaß mit all den Menschen, die kicherten und lachten und sich aneinander vorbeibugsierten. Höhenangst sollte man vielleicht nicht gerade haben. Außerdem ist es ratsam, keine Taschen oder Rucksäcke mitzunehmen, diese behindern einen eher beim Aufstieg an die Spitze.

Versucht es einfach mal, wenn ihr wieder in Sri Lanka seid. Vielleicht am besten richtig früh morgens, wo weniger Besucher sind und die Sicht noch klarer.

Schwankende Grüße, Tina 

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