Eine Geschichte des Erfolgs

Sodi in der Uni

Nachdem sie die Schule beendete, war ihre Zeit im Angels Home noch nicht um. Bis zu ihrem 22. Lebensjahr half sie Frank bei allerlei Aufgaben. Gartenarbeit, sie kümmerte sich um die Hunde und unterstützte bei sonstigen gerade anfallenden Herausforderungen. Anschließend verbrachte sie drei Wochen mit ihren Pateneltern und reiste mit diesen durch Sri Lanka. Orte wie Kandy und Colombo hatte sich das Trio währenddessen angeschaut.

Wir blicken in die Vergangenheit. Gerade in die 10. Klasse gekommen, wusste Sodi bereits genau, was sie werden möchte. Ihr liegt vieles aber besonders viel Freude hat sie, wenn sie ihre Kreativität ausleben darf. Ihr Traum ist es, eine eigene Marke aufzubauen und ihre selbstentworfenen Klamotten in einem eigenen Laden zu verkaufen. Mit ihrer eigenen Nähmaschine ist sie auch schon fleißig am Üben.

Um ihrem Traum einen Schritt näher zu kommen, möchte sie fashion design und textil studieren. Bevor sie dies macht, geht sie aber auf Nummer sicher mit einem dreimonatigen Programm, wo sie in verschiedenste Studiengänge einen Einblick erhält.

Sie besucht dafür die Uni in Colombo, wo sie mittlerweile auch lebt. Ihre Pateneltern ermöglichen Sodi das Leben in der Hauptstadt, sie stellen ihr ein Appartement zur Verfügung, in dem sie mietfrei wohnen kann. Auch erhält sie ein monatliches Taschengeld. So kann sie sich voll und ganz auf ihr Studium konzentrieren.

Als sie frisch in ihrem neuen Zuhause umzog, erzählt sie mir, fühlte sie sich zunächst oft allein und einsam. Wie sollte es auch anders sein, sonst hatte sie immer Kinder oder Hunde um sich gehabt. Sie war definitiv viel Trubel gewohnt. Heute ist sie in ihrem neuen Zuhause gut angekommen und hat sich an das Leben alleine gewöhnt.

In Sodis Küche gibt es meistens Rührei.

Ihre Pateneltern sind ein großer Teil ihres Lebens. Täglich telefonieren die drei für ein, manchmal auch zwei Stunden und erzählen sich Neuigkeiten. Sodi erzählt mir lachend, dass es auch Tage gibt, wo die drei morgens und abends telefonieren. Während wir mit Sodi eines Abends Karten spielen, dürfen wir die beiden auch kurz kennenlernen.

Seit 2013 gab es fast kein Jahr, wo die Pateneltern Sodi nicht besucht haben. Einmal im Jahr machen sich die beiden auf den Weg, um Zeit mit ihrer Patentochter zu verbringen. Oft unternehmen sie dann allerlei Reisen durch Sri Lanka. Sodi konnte so schon eine Menge von ihrem Heimatland sehen.

Auch sollte sie nach Deutschland reisen. 2020 war alles in trockenen Tüchern und der ganze Papierkram mit dem Amt war erledigt. So schien es jedenfalls. Dann kam Corona dazwischen und ihr Besuch musste ausfallen. Hoffentlich kann sie die Reise bald nachholen und mich dann natürlich auch besuchen kommen!

Auf meine Frage, ob ihre Pateneltern eigene Kinder haben, antwortet Sodi, dass sie deren einziges Kind ist. Habt ihr gerade auch Pipi in den Augen? 

Um ihre besondere Beziehung zu ihren Pateneltern zu ehren, sowie Frank und Julia, ließ sie sich vor kurzem ein Tattoo stechen. Du gabst mir die Flügel, hat sie sich in englischer Sprache tätowieren lassen.

Früher konnte man sie immer bei den Hunden finden

„Ich hatte hier eine großartige Kindheit", erzählt sie mir mit leuchtenden Augen. Mit 10 Jahren wechselte sie das Kinderheim und war seitdem bei uns untergebracht.

Besonders viele Freunde hat sie wohl nicht gehabt, dafür hat das junge Mädchen umso mehr Zeit mit den Hunden verbracht.

Aber die letzten zwei Jahre waren eine große Herausforderung. Mit der damaligen Head Matron (das oberste Kindermädchen), kam sie nicht gut klar. Es kam häufig zu Streitereien und sie fühlte sich unfair behandelt. Das legte sich eventuell wieder.

Mit Frank hat sie während ihrer Zeit im Angels Home eine ganz besonders enge Bindung aufgebaut. Sie sieht ihn heute als richtige Vaterfigur. Ihren leiblichen Vater hat sie nie kennengelernt. Zu ihrer biologischen Mutter hat sie ebenfalls keinen Kontakt, zu groß ist der Schmerz, dass sie heute eine neue Familie hat. Mit ihrem Bruder hat sie etwas Kontakt und trifft ihn in unregelmäßigen Abständen.

Früher war ihr vieles gar nicht bewusst, erläutert Sodi. Die ganzen Möglichkeiten die ihr das Angels Home gab, die Hilfe und die Chancen. Das wurde ihr erst mit voranschreitendem Alter bewusst, heute ist sie mehr als dankbar. 

  Heute besucht sie das Angels Home wann immer sie die Möglichkeit hat. Ca. 6-mal war sie ihre Freunde, Frank und die Hunde besuchen, seit sie ausgezogen ist. Das letzte Mal im Januar.