Mittendrin statt nur dabei.

Über unseren Blog „Mitten im Geschehen“ könnt ihr täglich aktuelle Neuigkeiten aus unserem Kinderheim Angels Home for Children in Sri Lanka erfahren. Sowohl die Projektleiter Frank und Julia als auch die Freiwilligen berichten hier über ihre Arbeit mit den Mädchen, witzige Begebenheiten aus dem Alltag oder auch über Besonderheiten aus einem Leben in Sri Lanka. Mit unseren Blogeinträgen möchten wir euch kontinuierlich auf dem Laufenden halten und teilhaben lassen, was wir dank eurer Hilfe mit dem Dry Lands Project e.V. für die Kinder hier erreichen. Viel Spaß beim Lesen!

Ein Hoch auf das Busfahren

Busfahren in Sri Lanka hat viele Vorteile. Busfahren in Sri Lanka hat viele Vorteile.
So sieht ein typischer Bus von innen aus.

Ich werde immer wieder gefragt, ob man in Sri Lanka problemlos mit dem Bus fahren kann bzw. wie ich dazu stehe. Da ich erst heute eine amüsante Busfahrt nach Puttalam erlebt habe, kam mir die Idee zu einem kleinen Blogeintrag. 

Ja, ich fahre hier ziemlich oft mit dem Bus und habe damit auch überhaupt kein Problem. Natürlich ist es gaaaaaaaaaaaanz anders als bei uns in Deutschland und vielleicht auch nichts für schwache Nerven. Aber was ist in Sri Lanka schon normal? Ich möchte euch mal ein paar Gründe aufzählen, was das Busfahren hier so attraktiv macht:

1. Der Preis: Für mich das ausschlaggebendste Argument überhaupt. Es ist einfach nur der HAMMER, was eine Bus- (oder auch Zug-) Fahrt in Sri Lanka kostet. Zum Beispiel bin ich heute für schlappe 65 Cent eine Strecke von 80 km gefahren. Als ich in Deutschland war, musste ich für eine Zugfahrt von Erfurt nach Meiningen, wobei es sich ungefähr um die gleiche Strecke handelt, stolze 15,50 Euro bezahlen. Man wird quasi dazu gezwungen, das Auto zu nehmen, weil man damit oft günstiger fährt, als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier können wir uns von Sri Lanka noch eine Scheibe abschneiden, denn hier ist Zug- und Busfahren attraktiv und nicht jeder hat seit eigenes Fahrzeug.

Fliegender Händler

2. Die Versorgung: Ein absolutes Highlight in öffentlichen Verkehrsmitteln in Sri Lanka sind die fliegenden Händler, die vor der Abfahrt am Bahnhof oder auch zwischenzeitlich während der Fahrt in den Bus hopsen, und ihre Waren feilbieten. So kann man dann zu einem fairen Preis gekühlte Getränke, kleine Teigteilchen oder aufgeschnittenes Obst kaufen. Hier muss ich doch gleich an meinen guten Freund Fabian denken, der sich bis heute köstlich über den Singsang der Ananas-Verkäufer amüsiert. Zugegeben, es ist sehr lustig, wenn es ca. 5 min in voller Lautstärke durch den Bus hallt: "ANASI, ANASI, ANASI".

3. Die Nähe zu den Einheimischen: Während einer Busfahrt kann man so allerhand beobachten und lernen über die Gepflogenheiten der Landsleute und wie sie miteinander umgehen. So bin ich immer wieder beeindruckt, wie respektvoll ältere Menschen und schwangere Frauen behandelt werden und wie selbstverständlich sie einen Platz bekommen. Auch bei uns Weißnasen tendiert meist zumindest ein Fahrgast dazu, seinen Sitz für uns aufzugeben. Ich lehne dies jedoch immer dankend ab, da ich weder krank, noch alt, noch schwanger bin, sondern einfach nur weiß - na und?

4. Das Entertainment: Jeder Busfahrer hat so seine ganz eigenen Vorlieben, was die Musik- oder gar Filmauswahl während der Fahrt betrifft. Während sich die einen mit einem schlichten singhalesischen Radiosender zufrieden geben, so muss es bei anderen der neuste Bollywoodstreifen über den buseigenen Flachbildschirm sein. Ebenso verschieden sind die Beschallungsmöglichkeiten und wenn man "Glück" hat, erwischt man den Platz unter der dicksten Box im Bus.

5. Der Ticket-Boy: Neben dem eigentlichen Busfahrer gibt es in Sri Lanka in jedem Bus einen weiteren Verantwortlichen, der sich am Tag vermutlich hundertmal den Gang hoch und runter durch die Menschenmenge quetscht. Das ist der sogenannte Ticket-Boy, der dafür sorgt, dass auch wirklich alle bezahlen und dass man an der richtigen Haltestelle aussteigen kann. Diese Typen sind auf ihre Art etwas ganz besonderes und auch hier lohnt es sich, zu beobachten. Der Ticket-Boy auf meiner heutigen Puttalam-Fahrt war ein sehr witziger Vogel, der es sich nicht nehmen ließ, mit jedem seiner Fahrgäste einen kleinen Joke zu machen oder ihnen ein Lächeln zu abzuringen. Da hatte mal jemand richtig Spaß bei der Arbeit und es hat mindestens genauso viel Freude gemacht, ihm dabei zuzusehen.

Ein Blick aus dem Fenster lohnt sich allemal.

6. Die Aussicht: Nicht nur im Bus selbst, sondern auch außerhalb kann man während der Fahrt allerhand beobachten, was einem auf jeden Fall entgehen würde, wenn man selbst fährt. So kann man tolle Landschaften, interessante Behausungen und eben das ganz normale Leben auf Sri Lankas Straßen entdecken. Ein Blick aus dem Fenster lohnt sich immer!

7. Die Platzvergabe: Das ist ein System für sich und es dauert laaaaaaaaaaange bis man es einigermaßen versteht. Fakt ist jedoch, dass eigentlich jeder irgendwann einen Platz bekommt. Manchmal dauert es eben ein bisschen länger, wobei auch das Fahrtziel eine Rolle spielt und wie lange man schon steht. Interessant sind kleine Rituale wie das selbstverständliche Ablegen von Taschen auf sitzenden Fahrgästen, die man gar nicht kennt, sowie das permanente Auf- und Zuklappen von zusätzlichen Sitzen im Mittelgang, weil eigentlich immer irgendwer ein- oder aussteigen möchte.

8. Das obligatorische Nickerchen: Es spielt keine Rolle, ob man Geschäftsmann in Colombo oder Hausmütterchen auf dem Weg zum Markt ist. Ab einer bestimmten Streckenlänge hält JEDER im Bus ein Nickerchen. Das ist eine Sache, an die man sich gut und schnell gewöhnen kann. Mittlerweile sitze ich keine 5 Minuten auf meinem Platz und schon fallen mir die Augen zu. Bei den Einheimischen kann man sogar mitunter beobachten, wie zwei einander völlig fremde Sitznachbarn sich Kopf an Kopf gegenseitig eine Stütze bieten. Hier gibt´s für mich allerdings auch Grenzen und ich bevorzuge dann doch eher die Fensterscheibe. 

Man sollte es zumindest einmal ausprobieren.

Mein Fazit lautet also definitiv: Busfahren in Sri Lanka lohnt sich in jeder Hinsicht! Es ist ein Abenteuer, das man einfach mal mitgemacht haben muss. Natürlich gibt es immer wieder Menschen / Touristen, die zu jedem Punkt ein Gegenargument haben. Da musste man z.B. den doppelten Preis zahlen, hat sich mit den fettigen Schrimps-Teilchen vom Bushändler den Magen verdorben, war die ganze Fahrt lang stehend zwischen Einheimischen eingequetscht und konnte deshalb auch nicht aus dem Fenster schauen und zu allem Überfluss war der Ticket-Boy super unfreundlich und die dröhnende Sri-Lanka-Baila aus den Lautsprechern unerträglich... Tja, was soll ich sagen? Natürlich gibt es Busfahrten, bei denen nicht alles rund läuft, aber oft liegt es auch ein bisschen an der eigenen Einstellung und an der Tagesform. An manchen Tagen kann ich über Vieles hinweglächeln und an anderen bringt mich ein rotze-hochziehender Sitznachbar dermaßen auf die Palme, dass ich mich zusammenreißen muss, damit ich nicht losschreie. So ist das nun mal. Aber trotzdem: Busfahren in Sri Lanka macht Spaß und man sollte es zumindest einmal ausprobieren.

In diesem Sinne: ein Hoch auf das Busfahren und liebe Grüße aus Sri Lanka,

eure Julia. 

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Nun heißt es Lernen, Lernen, Lernen
Der Grund, warum ich hier bin

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