Meine ersten beiden Monate im Angels Home

Kaum zu glauben, dass ich inzwischen schon über zwei Monate hier bin. Die Zeit vergeht so schnell! Das liegt natürlich auch daran, dass es hier einfach nicht langweilig wird. Inzwischen habe ich mich auch schon richtig gut eingelebt und mich an den Tagesablauf gewöhnt. Ich habe jetzt schon mehr erlebt und vom Heimleben mitbekommen als erwartet. Es sind super schöne Dinge passiert, wie zum Beispiel das Schwimmen im Meer mit allen Mädchen, die Neujahrspiele, die Sport-, Spiel- und Schwimmstunden mit den Engeln, das Quatschmachen vor dem Schlafengehen, das Auspacken von Paketen der Pateneltern, Englisch-Unterricht und vieles mehr! Aber auch nicht so schöne Dinge habe ich erlebt: So gab es zum Beispiel öfters Streitigkeiten zwischen den älteren Mädchen. Auch gab es Kinder, die traurig waren und weinten, da sie keinen Besuch von Angehörigen am Neujahrsfest hatten.

Ich habe auch schon miterlebt, wie Kinder gegangen sind, da sie zu ihren Familien zurückkehrten, aber auch Kinder, die neu gekommen oder auch wiedergekommen sind, und sogar wechselndes Personal. Über meinen Schatten musste ich auch schon so einige Male springen, sei es beim Wunsch der Kinder, ihnen etwas vorzusingen oder vorzutanzen oder aber auch, ihnen mal kleine Bestrafungen zu erteilen, wenn sie nicht auf mich hören.
Die Mädchen geben einem aber auch sehr viel Aufmerksamkeit und Liebe. Mir werden Blumen in die Haare geflochten, es wird mir - ohne Aufforderung - Tee gebracht, Bilder gemalt, ich werde umarmt, mir werden Bussis gegeben, Blumensträuße gemacht oder ein selbstgebasteltes Armband geschenkt. Des öfteren werde ich auch mit einem schönen Tafelbild zum Englisch-Unterricht überrascht.
Es ist auch sehr süß zu sehen, dass die Mädchen mich inzwischen ziemlich gut kennen, unter anderem auch, was mein Essverhalten angeht: Sie wissen, dass ich zum Beispiel keinen Fisch esse, in der Früh noch kein Dhal Curry essen will und Roti mein absolutes Lieblingsessen hier ist! Letztens habe ich sogar ein Roti in Form meines Namens und in Spinnenform serviert bekommen, da mittlerweile auch alle mitbekommen haben, dass ich mich sehr vor Spinnen und Kakerlaken ekle! Sie amüsieren sich immer köstlich darüber, wenn ich vor den Tierchen weglaufe. Auch wird mir immer ein „Studentswater" zum Essen gebracht, also Trinkwasser aus dem Kühlschrank, und wenn mal jemand sieht, dass ich noch keines habe, springen sie sofort auf, um mir eines zu bringen.

Die Heimmütter, Matrons genannt, sind auch sehr nett zu mir und beziehen mich immer mit ein. Sie übergeben mir auch Aufgaben, wie z. B. das Zahnpastaverteilen, das Wecken einiger Kinder oder das Vorturnen von Dehnübungen nach dem Aufstehen in der Früh. Sogar die Betreuung der Kinder in Gruppen am Vormittag wurde mir zugewiesen, da die Mädchen aufgrund von Corona derzeit keine Schule haben.

Bei meiner Ankunft war ich die einzige Praktikantin, deshalb gab es natürlich auch keine „Vorgängerin", die mir zum Beispiel Tipps weitergab, wie die Englisch-Nachhilfe mit bestimmten Spielen oder Materialien kreativ gestaltet werden kann. Dadurch musste ich mir zwangsläufig selbst eine Routine aneignen. Bei Fragen zum Tagesablauf konnte ich mich aber auch immer an die Heimmütter wenden, somit war das auch kein Problem. Ich freue mich aber trotzdem sehr, dass in wenigen Tagen Rika, die neue Praktikantin, zu uns ins Angels Home kommt. Da macht das Planen von Spielen und der Freizeitbeschäftigungen bestimmt noch viel mehr Spaß. Ich freue mich und blicke sehr gespannt auf die kommende Zeit!

Liebe Grüße aus Sri Lanka,

Anna-Lena