Mittendrin statt nur dabei.

Über unseren Blog „Mitten im Geschehen“ könnt ihr täglich aktuelle Neuigkeiten aus unserem Kinderheim Angels Home for Children in Sri Lanka erfahren. Sowohl die Projektleiter Frank und Julia als auch die Freiwilligen berichten hier über ihre Arbeit mit den Mädchen, witzige Begebenheiten aus dem Alltag oder auch über Besonderheiten aus einem Leben in Sri Lanka. Mit unseren Blogeinträgen möchten wir euch kontinuierlich auf dem Laufenden halten und teilhaben lassen, was wir dank eurer Hilfe mit dem Dry Lands Project e.V. für die Kinder hier erreichen. Viel Spaß beim Lesen!

Lasst uns einen kühlen Kopf bewahren ...

Hommage-an-die-Klimaanlage Hommage an die Klimaanlage

Als ich das allererste Mal ein Land mit tropischen Klimaverhältnissen besucht habe, war ich 17 Jahre alt, hatte keine Ahnung, wie sich 80 Prozent Luftfeuchte anfühlen und wusste auch nicht, dass man nach dem Duschen und noch bevor man sich abgetrocknet hat, schon wieder schwitzen kann.

Als wir damals das Flughafengebäude in Hongkong und damit den klimatisierten Bereich verließen, war ich der festen Überzeugung, wir würden uns in einer Art Gewächshaus befinden, bevor es raus an die frische Luft geht. So ein schwitziges Glashaus, wie man es aus Botanischen Gärten kennt. Rückblickend ist mir klar, dass diese Einrichtungen nicht umsonst „Tropenhäuser" heißen.

Nun, seit Hongkong sind ein paar Jahre vergangen und ich war in einigen heiß-trockenen, aber auch schwül-heißen Ländern unterwegs. Immer nur maximal zwei Monate und mehr oder weniger zum Urlaub – in einer Hängematte liegend lassen sich auch schwüle 31 Grad aushalten. Dass ich mal in so ein Land auswandern würde, um dort auch noch zu arbeiten, war eigentlich nicht geplant.

Auch wenn sich das jetzt bisher nicht so angehört hat: Ich mag Hitze. Und ich mag auch Schwüle, zumindest lieber als Kälte. Aber es ist ein Irrglaube, dass bei Hitze alle ebenso effizient und schnell arbeiten können, wie bei uns in Deutschland. Da muss man nur mal nach Südeuropa schauen. Und hier geht eben auch alles ein bisschen langsamer.

7:17 Uhr und die Sonne bruzelt schon

Im Sammelband „Sri Lanka fürs Handgepäck", das mir eine liebe Freundin zum Abschied in Deutschland geschenkt hat, schreibt Nicolas Bouvier – unsagbar treffend, wie ich finde – über die Sonne Sri Lankas:

„Den ganzen endlosen Tag lang lastet sie auf Pflanzen, Menschen, Gedanken, lässt alles reifen und rasend schnell vergären, vergiftet uns wie schlechter Absinth, bevor sie zischend im Meer versinkt, in einer Orgie weinberauschter, wahnhafter, rasch erlöschender Farben – sie reißt sie alle mit sich fort. Jeden Abend das gleiche Gleißen, die gleiche Ausschweifung verwirrender Schönheit, das gleiche barocke Gepränge, wie Hohngelächter liegt es über unserem Ameisenhaufen.

An gewissen Tagen sieht man über Mittag nicht einmal mehr ihren Schatten, doch wehe dem, der sich davon locken lässt und etwas unternimmt, solange sie noch am Himmel hängt. Eine unerklärliche Benommenheit überwältigt ihn. Die Sonne siegt auf der ganzen Linie. Und so versucht man, alle Arbeit in die Dämmerung zu verschieben oder in die frühen Morgenstunden, wo man noch mehr oder weniger weiß, was man will.

Doch auch dann heißt es schnell handeln: Oft genug sah ich meine Nachbarn – frühmorgens und doch schon ein bisschen verspätet – auf ihrer Schwelle stehen, den Tabakbeutel in den Gürtel verstaut, den Schirm in der Hand, fixfertig, auf einer Mission, die sie in der Gunst feuchter und frischer Nächte ausgedacht haben, das Gesicht noch von genauen Vorstellungen belebt. Sie treten aus dem Schatten des Vordachs, und bis sie ihr Schutzsegel geöffnet haben, hat ihnen die Sonne bereits aufs Haupt gehauen und ihr Vorhaben eingedampft. Dann gehen sie im Licht fort, wankenden Schrittes, dorthin, wohin sie der Wind des Zufalls treibt, wie Holzhalme."

Regenschirm wird Sonnenschirm

Noch in Deutschland hätte ich jedem, der morgens um 6:15 Uhr mit mir hätte joggen gehen wollen, einen Vogel gezeigt. Noch vor einer Woche fand ich es sehr lächerlich, bei strahlendem Sonnenschein mit einem Regenschirm durch die Gegend zu laufen. Was soll ich sagen … Ihr ahnt es.

Trotzdem kann ich behaupten, dass ich mich schnell an das neue Klima gewöhnt habe. Lief der Ventilator anfangs nachts noch auf Stufe fünf, mache ich ihn jetzt fast kaum noch an. Abends ziehe ich mir manchmal sogar einen Pulli über und auch wenn mein Büro-Gegenübersitzer das hier höchstwahrscheinlich lesen wird und ich auffliege: Ich stelle die Klimaanlage im Office manchmal heimlich ein paar Grad wärmer, weil ich inzwischen bei 24 Grad Raumtemperatur friere.
Ich habe es beim Arbeiten aber auch schon ohne AC versucht, klappt nicht. Bei kniffligen Aufgaben im Bereich Buchhaltung, beim Sortieren von Visaunterlagen für die Freiwilligen oder beim Schreiben eines Newsletters ist die Gefahr, dass das Gehirn anfängt zu köcheln, bei Sri Lankischer Normaltemperatur einfach viel zu hoch.

Wenn ich vor lauter Hirnwärme nicht mehr klar denken kann, kommen mir, als alte Germanistin, Fragen, wie zum Beispiel, ob es Zufall sein kann, dass sich die Wörter „heiß" und „Schweiß" reimen. Ich weiß es nicht. Ist auch egal. Und auch wenn ich grade noch mehr oder weniger wusste, wie dieser Blogbeitrag enden sollte, habe ich jetzt den roten Faden – oder heißt es, den heißen Draht – verloren und schließe im Schweiße meines Angesichts mit einem mittelschlechten Gedicht, bevor ich mich unter irgendeinem Vorwand für zehn Minuten in unser Kühlhaus zu den Kartoffeln setze.

Ich nenne es „Hommage an die Klimaanlage": 

Manchmal, ohne Witze,
sind ACs wirklich spitze,
doch schließen sich die Schlitze,
dann sitze
ich wieder in der Hitze

… und schwitze, schwitze, schwitze. 

Bis bald ;)

Eure Babett 

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Was braucht ein Kinderherz?
Wo bin ich hier eigentlich gelandet?
 

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