Mittendrin statt nur dabei.

Über unseren Blog „Mitten im Geschehen“ könnt ihr täglich aktuelle Neuigkeiten aus unserem Kinderheim Angels Home for Children in Sri Lanka erfahren. Sowohl die Projektleiter Frank und Julia als auch die Freiwilligen berichten hier über ihre Arbeit mit den Mädchen, witzige Begebenheiten aus dem Alltag oder auch über Besonderheiten aus einem Leben in Sri Lanka. Mit unseren Blogeinträgen möchten wir euch kontinuierlich auf dem Laufenden halten und teilhaben lassen, was wir dank eurer Hilfe mit dem Dry Lands Project e.V. für die Kinder hier erreichen. Viel Spaß beim Lesen!
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Stolz wie Bolle auf die Mädels

Ein fantastischer Auftritt unserer Theyaga mit einem traditionell Sri Lankanischen Tanz Theyaga beim traditionellen Kandian Dance
Auf der Bühne: Madumali wird Jahrgangssprecherin

Nun bin ich selbst keine Mama und hatte die letzten 37 Jahre auch nicht vor, jemals eine zu werden. Und jetzt hab ich auf einen Schlag 47 Kinder. Alle Mädchen. Total verrückt.  

Und auch wenn ich zum auf die Welt bringen, zum Aufwachsen, zur Erziehung (und was da sonst noch so dazugehört) der Mädels bisher noch nicht viel beigetragen habe, bin ich immer wieder ganz schön stolz.

Zum Beispiel neulich, auf einem Schulfest der Sumana Damma Schule in unserer Straße, auf die der Großteil unserer Mädels geht. Einmal im Jahr – und seit Corona leider die letzten beiden Jahre gar nicht – werden aus jeder Stufe mehrere Kinder zu einer Art Jahrgangssprecher ernannt und in einer festlichen Zeremonie vereidigt. Darunter unsere Madumali.

Die frischgebackene Amtsträgerin Madumali
Bei der Schulfeier, von links: Babett, Madumali und Matron Judith

Hochoffiziell mit Blasmusik und Paukenschlag wurden die Ehrengäste empfangen. Alle Eltern hatten sich in ihre schicksten Klamotten geworfen, die Väter im Anzug, die Mütter in mit Perlen und Kristallen bestickten Saris. 

Nach einem Eröffnungslied des Chors und der Empfangsrede des Direktors, einem buddhistischen Mönch, startete das Programm: Eine mit Blumen geschmückte Öllampe wurde festlich entzündet. Darauf folgten verschiedene Tänze, teils in traditionellen Kostümen, wie zum Beispiel beim „Kandian Dance", bei dem unsere Theyaga mitgemacht hat. Es gab sogar einen Tanz allein unserer Angels-Mädchen und ich muss gestehen, dass ich ein bisschen wässrige Augen bekommen habe. Am liebsten hätte ich mich zu den anderen Eltern umgedreht und gesagt: "Schaut mal, das sind meine! Sind sie nicht hübsch und wahnsinnig begabt!" ;)

Die strahlende Siegerin Madumali
Nach den Wettkämpfen im Stadion. Mit von der Partie: unsere Sportskanonen Madumali und Shanika

Zum Glück spreche ich außer ein paar Wörtern und Floskeln (noch) kein Singhalesisch.

Nach etlichen Reden verschiedener Amtsträger folgte schließlich die Vereidigung der neuen Jahrgangssprecher und -sprecherinnen. Ich wurde sogar auf die Bühne gebeten, um den erwählten Kindern eine Nadel ans Revers des niegelnagelneuen dunkelroten Blazers zu pinnen – was eine Ehre! 

Oder neulich, auf dem Sportplatz. Wir berichteten auf facebook und im Newsletter. Wieder unsere Madumali und, als zweite im Bunde, Shanika durften an einem Sportfest teilnehmen. Madumali hat sogar eine Medaille im Speerwerfen erhalten, die jetzt zusammen mit der Urkunde im Schaukasten im Essbereich hängt. 

Bin mir nicht sicher, wer hier stolzer war – sie selbst, der Sportlehrer oder ich. 

Alle Kommunionskinder in der Kirche

Oder neulich, als unsere beiden Elfjährigen Anne und Deepthi ihre Erste Heilige Kommunion hatten. 

Als Mama-Ersatz stand ich zwischen all den aufgebrezelten Eltern und wusste gar nicht, wohin mit mir. Zum Glück hat unsere Matron Judith die zeremoniellen Abläufe übernommen, wie das Empfangen der Betelblätter als Zeichen der Einladung, den Fußkuss der Kommunionskinder zur Huldigung der Eltern und auch den Segen des Pfarrers. 

Ich saß derweil mit fünf anderen unserer Mädels im Publikum und hatte wieder ein kleines bisschen von diesem Stolz, irgendwo im oberen Brustbereich und minimal feucht im linken Augenwinkel. 

Zum Glück machen die Mädels auch immer mal wieder Dinge, auf die ich nicht ganz so stolz bin, zum Beispiel sich zanken, kloppen und an den Haaren ziehen, in der Schule rumblödeln, anstatt brav zu lernen, Chaos am Waschplatz und im Umkleidebereich zu veranstalten, nach dem dritten Mal auch noch nicht zu hören, wenn man ihnen etwas sagt, und all das, was eben auch zum Kindesein dazugehört. Sonst würde ich vor lauter Stolz wahrscheinlich platzen und davon hat ja auch niemand etwas.

Unsere beiden stolzen Erstkommunionsmädels Anne und Deepthi

Am wichtigsten ist doch außerdem, Kindern zu vermitteln, dass es niemanden braucht, der auf sie stolz sein muss, damit sie sich gutfühlen. Wer nur noch für das Lob anderer lebt, tut sich schwer, sich selbst wertzuschätzen, wenn die Anerkennung mal ausbleibt. Siehe Generation Social Media, die nur noch für das perfekte Foto lebt, um möglich viele Likes zu bekommen, anstatt den Moment zu genießen.

Ich versuche, den Mädels beizubringen, dass sie stolz auf sich selbst sein können, wenn sie etwas Tolles gemacht haben, oder einfach nur so. Es gibt bestimmt jeden Tag etwas, weswegen jeder von uns stolz auf sich sein kann, und wenn es noch so klein und vermeintlich selbstverständlich ist. Na, fällt Euch was ein? Ich versuche den Selbstwert der Mädels zu stärken, indem ich zuschaue und hinhöre, indem ich aufmerksam bin, wenn sie mir etwas zeigen oder erzählen, und indem ich immer wieder sage: Mensch, da kannst Du aber stolz auf Dich sein!


Und jetzt bin ich aber stolz auf mich, dass ich diesen Blog geschrieben habe und wieder raus zum Spielen kann. Schulterklopfer ;)

Bis bald, Eure Babett 

Cheeeese!! Posen vor einem Meer aus Blumen
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Der Partybus war wieder unterwegs!
Children’s Day 2022 im Angels Home

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