Mittendrin statt nur dabei.

Über unseren Blog „Mitten im Geschehen“ bleibt ihr täglich auf dem Laufenden über alles, was im Angels Home for Children in Sri Lanka passiert. Sowohl Frank und Julia, unsere Projektleiter, als auch die Freiwilligen teilen hier ihre Erfahrungen – von witzigen Alltagsmomenten bis hin zu besonderen Einblicken in das Leben in Sri Lanka. Mit unseren Beiträgen möchten wir euch regelmäßig zeigen, was wir dank eurer Unterstützung mit dem Dry Lands Project e.V. für die Kinder vor Ort bewegen. Viel Spaß beim Lesen und Mitfiebern!

Raus aus dem Alltag - rein nach Weligama

Hello Weligama Hello Weligama
Surfs Up

Seit 19 Wochen lebe ich mittlerweile schon im Angels Home, weshalb eine kleine Auszeit aus dem Kinderheim nicht ganz ungelegen kam. Und so hieß es für die nächsten vier Tage vorerst Abschied nehmen, vom Team, von Frank und natürlich den Mädchen. Diesmal war für mich sehr schnell klar, wohin es gehen soll in den Süden, Richtung Weligama, um etwas auszuprobieren, das mir schon lange unter den Nägeln brennt. Richtig surfen! Denn genau das kann man hier sehr gut lernen, da die Bedingungen nahezu perfekt sind.

Schon Schön!

So machte ich mich also gegen fünf Uhr morgens auf den Weg zum Bahnhof in Nattandiya. Von dort ging es erst nach Colombo und dann weiter mit dem Zug in Richtung Weligama. Schon allein die Zugreise war, wie so vieles hier, ein kleines Abenteuer für sich. Der Zug schlängelte sich fast die gesamte Strecke direkt an der Südküste entlang, mit Blick auf das Meer, vorbei an kleinen Dörfern, Palmen und bunt gestrichenen Häusern. Ich saß am offenen Fenster, spürte den warmen Fahrtwind auf der Haut und ließ meine Gedanken treiben. Wie so oft blieb ich während der Fahrt nicht lange allein. Die Singhalesen sind einfach unglaublich herzlich, offen und neugierig. Immer wieder wurde ich gefragt, wie meine Zeit hier bisher war und was ich in den nächsten Tagen noch vorhabe. Manche erzählten mir von ihren Familien oder Erlebnissen, andere wollten einfach nur wissen, wie es mir geht. Und natürlich wurde das mitgebrachte Essen ganz selbstverständlich geteilt. Eine Geste, die mich jedes Mal aufs Neue sehr fasziniert. Ich war zwar alleine unterwegs, doch wirklich alleine fuhlte ich mich dadurch eigenltich nie.

Lecker Pommes!

Angekommen in Weligama war es, als wäre ich in ein Paralleluniversum eingetaucht. Alles wirkte plötzlich ganz anders als das, was ich aus Marawila kannte. Statt vertrauter Gesichter, ländlicher Verschlossenheit und dem Leben im Kinderheim, fand ich mich in einer kleinen Welt wieder, die fast ausschließlich auf Touristen ausgelegt schien und das, obwohl eigentlich Nebensaison war. Überall westliches Essen, Surfbretter, hippe Cafés mit Avocado-Toast, Yogaschilder und Englisch auf allen Speisekarten. Kurzzeitig hatte ich das Gefühl, gar nicht mehr in Sri Lanka zu sein, sondern in einer Art künstlich geschaffenen Urlaubswelt, bunt, entspannt, aber auch irgendwie losgelöst von der Realität, die ich in den letzten Wochen so intensiv erlebt hatte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, ein Mix aus Faszination und Fremdheit zugleich. In den nächsten Tagen stand nicht viel mehr auf dem Plan als entspannen, surfen, essen und schlafen, aber genau das, gemeinsam mit ein paar coolen Leuten, die aus dem gleichen Grund nach Weligama gekommen waren, war genau das, was ich gebraucht habe.

Meine neuen Bekanntschaften

Neben dem Urlaub stand noch ein weiterer, sehr bedeutender Punkt auf meinem Programm: Bildung. Ich wollte nicht nur entspannen und surfen, sondern auch mehr über die sozialen Strukturen und Herausforderungen vor Ort erfahren. Deshalb führte mich mein Weg zu einer nahegelegenen sozialen Einrichtung, die in Zusammenarbeit mit einer Organisation aus den Niederlanden betrieben wird. Dort werden Männer mit Gehbehinderungen betreut und auf vielfältige Weise im Alltag unterstützt. Die Einrichtung hilft ihnen, mit den zahlreichen Barrieren umzugehen, die in Sri Lanka für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung leider noch immer alltäglich sind, da Barrierefreiheit hier so gut wie gar nicht exisitiert. Ob im Straßenverkehr, beim Zugang zu öffentlichen Gebäuden oder im gesellschaftlichen Leben überall stoßen Menschen mit Behinderungen auf massive Hürden, die ihnen ein selbstbestimmtes Leben beinahe unmöglich machen. Gerade deshalb hat mich die Arbeit dieser Einrichtung so beeindruckt. Sie schafft nicht nur praktische Unterstützung, sondern auch Hoffnung und Gemeinschaft, etwas, das in einer Umgebung mit so vielen Hindernissen unbezahlbar ist.

Mit einem guten Gefühl konnte ich nach vier Tagen den Rückweg antreten und die restliche Zeit nochmal richtig genießen, bevor der große Abschied bevorsteht. Ehrlich gesagt graut es mir schon ein bisschen davor. Nach so intensiven Monaten, so vielen gemeinsamen Momenten und Begegnungen sagt man eben nicht einfach so Goodbye. Aber ein bisschen Zeit bleibt ja noch und die nutzen wir jetzt nochmal in vollen Zügen. Wir hören uns bestimmt noch einmal. Bis dahin: alles Liebe und sonnige Grüße

Eure Nina


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Zwischen zwei Welten: Wie ich deutsche Privilegien...

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