Mittendrin statt nur dabei.

Über unseren Blog „Mitten im Geschehen“ bleibt ihr täglich auf dem Laufenden über alles, was im Angels Home for Children in Sri Lanka passiert. Sowohl Frank und Julia, unsere Projektleiter, als auch die Freiwilligen teilen hier ihre Erfahrungen – von witzigen Alltagsmomenten bis hin zu besonderen Einblicken in das Leben in Sri Lanka. Mit unseren Beiträgen möchten wir euch regelmäßig zeigen, was wir dank eurer Unterstützung mit dem Dry Lands Project e.V. für die Kinder vor Ort bewegen. Viel Spaß beim Lesen und Mitfiebern!

Zwischen zwei Welten: Wie ich deutsche Privilegien neu verstanden habe

Ausflug zum Strand Ausflug zum Strand
Ein Team

Das heutige Thema dreht sich um Learnings und Privilegien, die in den letzten Wochen für mich eine ganz neue Bedeutung gewonnen haben. Während meiner Zeit hier gab es immer wieder Momente der Reflexion über das, was mir aktuell besonders fehlt, aber auch über Dinge, die ich früher als selbstverständlich angesehen habe. Viele Aspekte meines Alltags in Deutschland sehe ich nun mit anderen Augen. Vor allem die Privilegien, die ich dort genieße, erscheinen nun in einem ganz neuen Blickwinkel. Genau darum soll es heute gehen: um Wertschätzung, neue Perspektiven und Einsichten, die erst mit etwas Abstand möglich wurden.

Mein Drahtesel

In Deutschland wird oft großer Wert auf materielle Dinge gelegt. Ein schönes Auto, ein prall gefüllter Kleiderschrank, der perfekte Urlaub. Vieles davon soll Zufriedenheit bringen, zumindest oberflächlich. Hier in Sri Lanka habe ich gelernt, das zu schätzen, was man hat, und mich mit deutlich weniger zufrieden zu geben. Ehrlich gesagt, musste ich das auch erst lernen. Mein Auto habe ich gegen ein Fahrrad eingetauscht, mit dem ich bei 30 Grad etwa 15 Minuten in die kleine, nahegelegene Stadt strample, wenn ich etwas vom Supermarkt brauche. Mein Kleiderschrank wurde auf ein paar wenige Kleidungsstücke reduziert, auf das, was eben in meinen Rucksack gepasst hat. Und statt der gewohnten Waschmaschine pflege ich meine Kleidung nun einmal pro Woche per Hand in einer Waschwanne. Ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen, aber ich denke, es wird deutlich, worauf ich hinaus will.

Local Food in Marawila

Viele Dinge, die in Deutschland als selbstverständlich oder gar notwendig gelten, bekommen hier eine ganz neue Bedeutung. Man merkt plötzlich, dass man vieles davon, wenn es darauf ankommt, eigentlich gar nicht wirklich braucht. Natürlich: Es ist schön, solche Annehmlichkeiten zu haben und ich möchte das auch gar nicht kleinreden. Aber ich habe gelernt, dass weniger oft mehr ist. Und dass man die wirklich wichtigen Dinge im Leben oft erst dann erkennt, wenn man sie nicht mehr umsich hat.

Maskenbastelei

Die Menschen hier kommen auch ohne all das erstaunlich gut zurecht. Ihre Zufriedenheit, ihre Herzlichkeit und ihr Umgang miteinander Scheinen darunter keineswegs zu leiden. Sie haben gelernt, mit weniger glücklich zu sein und wie ich feststellen durfte, funktioniert das erstaunlich gut. Natürlich ist das leichter, wenn man es nicht anders kennt. Aber gerade deshalb erscheinen mir viele Dinge, die ich von zu Hause als selbstverständlich betrachtet habe, nun in einem ganz neuen Licht. Vor allem die Fähigkeit, Dankbarkeit zu empfinden und sie auch auszustrahlen hat für mich in den letzten Wochen eine ganz neue Tiefe bekommen. Diese Einsicht ist vielleicht eines der wichtigsten Learnings hier. Nicht, weil ich sie vorher nicht kannte, sondern weil ich sie durch das Leben im Heim ganz neu erlebt habe. Und das verändert etwas in mir. Und in meinem Blick auf das, was im Leben wirklich zählt. Ich hoffe, ihr hattet beim Lesen genauso viel Freude wie ich beim Schreiben und vielleicht konnte ich euch ja auch ein Stück weit dazu anregen, über all das wieder nachzudenken.


Beste Grüße
Eure Nina
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Routine unter Regenwolken - der Alltag im Heim

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