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Wenn es in Sri Lanka ein Ereignis gibt, das für die Einheimischen von besonderer Bedeutung ist, dann ist es das Esala Perahera in Kandy. Dieses zehntägige Lichterfest im Herzen des Landes findet einmal im Jahr zu einer ganz besonderen Zeit statt und zieht nicht nur Menschen aus dem ganzen Land, sondern auch aus dem Ausland an. Viele reisen bereits Tage im Voraus an, um die jahrhundertealte Tradition hautnah zu erleben und sich die besten Plätze entlang der Straßen zu sichern. Auch ich durfte dieses einzigartige Spektakel in diesem Jahr miterleben. Klein Nina, inmitten einer lebendigen Menschenmenge, umgeben von Trommeln, Tänzen, Lichtern und einer Stadt, die an Leben nur so sprudelt.
Die Anreise war mühsam und schweißtreibend. Auf den ersten Blick scheint Kandy gar nicht so weit entfernt zu sein. Doch bis ich es schließlich mit dem Bus ins sogenannte kulturelle Dreieck geschafft hatte, lagen viereinhalb Stunden Fahrt und zwei Umstiege hinter mir. Die Meinungen der Einheimischen zur Esala Perahera gehen durchaus auseinander und inzwischen weiß ich auch, warum. In Kandy angekommen, hatte ich wirklich das Gefühl, ganz Sri Lanka sei hier versammelt. Wohin man auch blickte, Menschenmassen, die sich die besten Plätze am Straßenrand sicherten und Singhalesen, so weit das Auge reichte. Als Touristin wurde mir sofort ein sogenannter „Premium-Platz" in bester Lage für stolze 80 Euro angeboten, doch das kam für mich als Studentin natürlich nicht infrage. Ich wollte das Fest so erleben, wie es die Einheimischen tun mitten im Getümmel, ohne VIP-Status, dafür mit echtem Gefühl. Überwältigt von all dem Trubel und der Atmosphäre zog ich mich zunächst in ein kleines Café zurück, um dem Chaos für einen Moment zu entkommen und in Ruhe durchzuatmen.
Mein Ziel an diesem Tag, so viel wie möglich aufsaugen, alles mitnehmen, was sich in nur einem einzigen Tag unterbringen ließ. Und so standen neben einem ausgedehnten Spaziergang rund um den malerischen Kandy Lake, einem coolen Aussichtspunkt (inklusive meiner ersten Affenbegegnung), einem Abstecher ins bekannte Luxus-Einkaufszentrum von Kandy, auch kulinarische Erlebnisse auf dem Programm. Am späten Nachmittag landete ich in einer kleinen, lokalen Foodhall, wo ich mich noch einmal durch verschiedene traditionelle Gerichte probierte darunter auch Egg Hoppers, die mir in den letzten fünfeinhalb Monaten irgendwie immer entgangen waren. Was für ein Pech, denn die waren eine glatte 10/10! Wie es der Zufall wollte, verriet mir ein Einheimischer dort sogar einen Tipp, wo ich später noch einen guten Platz für die Parade ergattern konnte und so durfte ich die vielleicht authentischste Erhrung des gesamten vierstündigen Umzugs, inmitten der Locals, sogar sitzend machen.
Mit zwei Stunden Vorlaufzeit am Sitzplatz begann das Spektakel gegen 19 Uhr. Ich bekam viele beeindruckende Tanz- und Feuershows zu sehen. Tänzer bewegten sich wie Elefanten oder Pfauen und die Elefanten selbst waren prachtvoll geschmückt kaum vorstellbar, dass es noch aufwendiger geht. Ob ich mich dabei stellenweise schlecht fühlte? Ja. Und ob ich mich nicht manchmal frage, ob es wirklich notwendig ist, über fünf Stunden lang rund 40 Elefanten durch eine Parade zu treiben, besonders wenn deutlich sichtbar ist, dass es einigen von ihnen nicht gut geht? Auch das muss ich mit ja beantworten. Aber diese Tradition wird sich in Sri Lanka in den kommenden Jahren wohl kaum ändern so schwer es auch ist, dabei zuzusehen. Nach fünf Stunden überkam mich die Müdigkeit, und ich machte mich auf den Weg zurück ins Hostel, wo mein Bett schon sehnsüchtig auf mich wartete.
Nach einer kurzen Nacht und einem Kaffee später entschied ich mich spontan, den berühmten Zahntempel in Kandy auszulassen und stattdessen frühzeitig die Rückreise anzutreten. Die Menschenmassen waren mir zu diesem Zeitpunkt einfach zu viel und da Kandy ohnehin in knapp zwei Wochen noch einmal auf dem Plan steht, diesmal in Begleitung meiner Freunde wollte ich mir dieses besondere Erlebnis bewusst aufsparen. Ich bin sehr dankbar, dieses traditionelle Ereignis miterlebt zu haben und kann nachtragend stolz sagen, dass ich an diesem Tag wieder ein Stück mehr von Land, Leuten und Kultur kennenlernen durfte. Eure Nina