Tauche ein in die Welt des Geschehens! Unser Newsletter hält dich stets auf dem Laufenden. Jetzt abonnieren.

Seit dem 30. September 2025 sind Skady und ich als Freiwillige im Angels Home for Children in Marawila, Sri Lanka. Jetzt sind wir schon über zwei Wochen hier und steuern auf die dritte zu – und wie so oft im Leben, betrachtet man vieles mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die erste Zeit war geprägt von Umstellung: neues Klima, neue Menschen, eine völlig andere Kultur, unbekanntes Essen und einfach eine ganz andere Art zu leben. Alles war aufregend und gleichzeitig ein kleines bisschen überfordernd. Doch inzwischen kann ich sagen: wir haben uns eine eigene kleine Routine geschaffen. Weg von der Alltagsroutine in Deutschland, aber trotzdem mit vertrauten Konstanten – Zähneputzen und pünktlich Mittagessen gehören schließlich überall dazu.
Besonders schön ist, dass ich diese Erfahrung mit Skady teilen kann. Abends, wenn wir als "Wohnpartner" im Bett liegen, reden wir über den Tag, lachen, denken nach und verarbeiten gemeinsam, was wir erlebt haben. Das ist etwas ganz anderes, als alles über lange Sprachnachrichten oder Telefonate zu teilen. Wir erleben die Tage zusammen – hautnah – und können sowohl die schönen als auch die herausfordernden Momente miteinander teilen. Natürlich gibt es immer wieder Augenblicke, in denen man an Zuhause denkt - an Familie, Freunde, an das gewohnte Leben. Und gleichzeitig merkt man, wie privilegiert wir sind: Eltern, die uns diese Erfahrung ermöglichen, Paten, die gespannt auf Updates warten, und Menschen, die sich mit uns freuen, auch wenn sie uns vermissen. Die Mädchen hier haben oft eine andere Form von Familie – nämlich sich selbst. Und das ist nicht automatisch traurig. Es ist einfach anders. Man spürt, wie stark ihre Gemeinschaft ist, wie sehr sie füreinander da sind.
Ein wichtiger Teil unseres Alltags ist auch der Englischunterricht mit den Kindern. Wir versuchen, jede Gruppe mindestens zweimal pro Woche zu unterrichten, damit möglichst viele regelmäßig die Chance haben, zu üben. Man merkt, dass die Kinder bemüht und neugierig sind, aber es braucht seine Zeit, bis sie mit uns warm werden. Für einige ist es anfangs gar nicht so leicht, sich auf Englisch auszudrücken – kein Wunder, denn uns wurde auch erzählt, dass der Englischunterricht an den Schulen hier je nach Einrichtung sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Oft wird Englisch eher nebensächlich behandelt, sodass die Grundlagen manchmal fehlen oder sehr lückenhaft sind. Trotzdem ist es schön zu sehen, wie sie mit jedem Mal ein bisschen mehr Vertrauen fassen und wie stolz sie sind, wenn sie etwas verstanden oder richtig gesagt haben. Diese kleinen Fortschritte gehören ganz klar zu den schönsten Erfahrungen unserer bisherigen Zeit hier.
Und natürlich gibt es die Momente, über die man einfach nur lachen kann. Zum Beispiel, als wir „nur mal eben kurz" einkaufen wollten. Es war dunkel, es regnete, und wir saßen fröhlich im TukTuk. Der Fahrer verstand kein Englisch, wir verstanden kein Singhalesisch – eine spannende Mischung. Plötzlich ein lautes „RUMS" – und schon steckte unser TukTuk mit dem Vorderteil in einem Straßengraben. Ein wirklich riesiges Loch, das so offensichtlich war, dass man sich eigentlich nur fragen konnte, wie er das übersehen konnte. Warnen konnten wir ihn leider nicht, also saßen wir da, mit unseren Einkaufstüten, im Regen, und beschlossen schließlich, den Rest des Weges zu Fuß zu gehen. So stapften wir im Dunkeln an den Straßenrändern von Marawila entlang, nass, leicht genervt, aber auch irgendwie lachend, weil die Situation einfach zu absurd war. Später, als wir wieder im Bett saßen, haben wir Tränen gelacht, weil es einfach zu komisch war, um es ernst zu nehmen.
Und genau das beschreibt diese Zeit hier so gut: mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Man erlebt so viel Schönes, Neues, manchmal Chaotisches, denkt aber auch an zuhause, an Vertrautes, an Gewohntes. Es ist ein Auf und Ab aus Emotionen, aus Staunen, Dankbarkeit, Sehnsucht und ganz viel Lachen. Und das Schönste daran: man erlebt es nicht alleine.
Bis bald, eure Leonie :)