Drylands Presseartikel

„Wenn ich groß bin, komme ich wieder!“

Den Schutzbedürftigsten, Mädchen mit schwierigen Familienhintergründen, nehmen sich seit Jahren die Meiningerin Julia Fischer und Frank Lieneke aus Lengerich in Nordrhein-Westfalen, an. Sie haben den Verein Dry Lands Project ins Leben gerufen und in Marawila das Kinderheim „Angels Home for Children“ gegründet.

Julia Fischer lebte während der letzten zehn Jahre auf Sri Lanka. Seit Juli ist sie zurück in ihrer Heimat Thüringen, um neue Sponsoren und Spenden für das Hilfsprojekt zu akquirieren. Auch viele Meininger sind zu einem festen Bestandteil des Projekts geworden, in dem sie beispielsweise eine Patenschaft übernahmen oder den Verein finanziell unterstützen. Was genau in Sri Lanka tagtäglich geleistet wird, wie es den aktuell 52 5- bis 18-Jährigen geht und was künftig geplant ist, verriet Julia Fischer am vergangenen Freitag in der Volkshochschule (vhs) der Theaterstadt. In einem Vortrag mit anschließender Bilderauktion stellte sie sich und das Kinderheim zahlreichen Neugierigen sowie Ehrenamtlichen vor.

Bild2Wenn ich groß bin, komme ich wieder “, versprach Julia Fischer einst sich selbst. Damals war sie zwölf und hatte gerade einen klassischen All-inclusiv-Urlaub mit ihren Eltern auf Sri Lanka verbracht. Sie wusste nur wenig von den Lebensverhältnissen vor Ort. Dies änderte sich jedoch im Laufe der Zeit. 2004 hielt sie schließlich ihr Wort.

Ein Praktikum im Rahmen ihres Studiums brachte Julia Fischer nach Marawila, wo sie zusammen mit Frank Lieneke nicht nur Hilfe für Tsunami-Opfer leistete, sondern auch ein Projekt ins Leben rief: den Bau eines Kinderheims auf Sri Lanka. Mit den Jahren wuchs dieses dank vieler Spenden schnell zu einer festen Institution. Zwölf Einheimische kümmern sich gemeinsam mit den beiden Deutschen um das Wohl der Heimbewohnerinnen. Denn gerade in den ländlichen und unterentwickelten Regionen Sri Lankas wird oft noch nicht akzeptiert, dass Mädchen deutliche Nachteile in den Bereichen Ausbildung, Unabhängigkeit und Chancengleichheit haben. „Wir bereiten die Mädchen natürlich auch auf ihre spätere Rolle in der Gesellschaft vor. Was aber viel wichtiger ist, ist ihre Ausbildung. Die schulische und die berufliche. Damit sie später Alternativen haben. Unsere Kinder besuchen alle staatliche Schulen. Sie können, wenn sie den Abschluss einmal nicht schaffen sollten, bei uns einen Beruf erlernen“, erklärte Julia Fischer. Ausbildungsmöglichkeiten bieten sich den jungen Frauen im Friseur-, Kosmetik und Schneiderei-Bereich. „Das Entscheidende bleibt jedoch, dass die Kinder lernen, Kind zu sein.“ Denn neben Pflichten in der Garten- und Hausarbeit gibt es viele Freizeitangebote.

Fragen beantwortet

„Wie ist das eigentlich mit dem Glauben?“, interessierte auch die Gäste in Meininger vhs. „Die Mädchen, bei denen immer ein älteres Kind für ein jüngeres Mitverantwortung trägt, sind katholisch oder buddhistisch. Wir haben bei uns zwei kleine Altäre, an denen sie beten. Morgens und abends. Ansonsten feiern wir alle Feste zusammen. Vollmonde stehen bei uns genauso im Kalender, wie Weihnachten.“

Bild3Beim Dry Lands Project weiß man, wo die Spenden hingehen. „Wir möchten zeigen, dass auch Privatpersonen mit Herz und Engagement viel erreichen können“, betonte Julia Fischer. Schließlich kann man dem Kinderheim nicht nur direkt einen Besuch abstatten, sondern auch Fragen werden immer schnell beantwortet.

Die Essgewohnheiten und anderes Wissenwertes über den Verein, wie die Zusammenarbeit mit den Behörden oder der kulturelle Unterschied zur Heimat, standen im Mittelpunkt der Gespräche am Freitag. „Gerade das Lebensgefühl, das die Menschen auf den Straßen Sri Lankas mit ihrem Lächeln zeigen, ist im Vergleich zu den deutschen griesgrämigen Gesichtern, die einem oft begegnen, toll“, hob Julia Fischer hervor. „Die Dankbarkeit der Mädchen und das sie selbst auch anderen helfen wollen, ist beeindruckend“, meinte Bürgermeister Fabian Giesder, der bereits mehrfach selbst vor Ort war. Für den guten Zweck gab er an diesem Abend den Auktionator. Gekonnt und mit viel Humor verstand Giesder es, die gerahmten Fotografien anzubieten. So wechselten etliche Bilder den Besitzer. Unter ihnen ein Aufnahme von Hiruni, der ersten angehenden Abiturientin der „Engel“, einige Gruppenfotos und ein „Seafood“-Werk, „das jedem Veganer ein Graus im Auge wär“, scherzte Giesder. 826,40 Euro kamen letztendlich zusammen. „Ich freue mich sehr, dass wir einen solch beachtlichen Betrag in der Spendenkasse haben. Damit hätte ich nie im Leben gerechnet“, resümierte Julia Fischer, die auch weiterhin auf Unterstützung für das Projekt hofft.

Von Sarah Busch

Quelle: FW Meininger Tageblatt vom 13.11.2017

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