Drylands Presseartikel

Über den Tellerrand. 08.06.2011

An den Wochenenden muss sich die Weyherin auch um die insgesamt 42 Mädchen kümmern. Los geht ihr Praktikum am 9. Juni, Anika bleibt bis zum 31. Juli in Marawila. Eigentlich war sie schon auf dem Weg in eine ganz andere Richtung. Im Herbst des vergangenen Jahres hat Anika ihren Bachelor in Iserlohn absolviert. Ihr Studiengang heißt Kommunikations- und Medienmanagement, es folgten Praktika in einer Unternehmensberatung und Reisen. Doch irgendwie fehlte noch etwas, fand sie. Sie suchte im Internet nach Auslandspraktika. Dabei stieß sie im sozialen Netzwerk Xing auf den Verein Dry Land, der das Kinderheim in Sri Lanka führt. Und es hat Xing gemacht. Denn schon nach ihrem Abitur hatte Anika eigentlich den Plan, in einem Entwicklungsland mit Kindern zusammenzuarbeiten. "Das hat sich damals aber nicht ergeben", erinnert sie sich. Doch irgendwo ganz weit hinten im Hinterkopf, da schwebte die Idee immer noch. Die 22-Jährige nahm Kontakt zu Dry Land auf. Der erste Schritt in die neue Welt.

Anika hat schon ein paar Erfahrungen mit exotischen Ländern gemacht: Vor zwei Jahren erkundete sie gemeinsam mit einer Freundin und zwei Rucksäcken Peru. Das die Wahl jetzt auf Sri Lanka fiel, war eher ein Zufall. "Ich wäre zum Beispiel auch gerne nach Afrika gegangen", erklärt Anika. Es geht ihr gar nicht so sehr um das Land, sondern eher um die Arbeit vor Ort. Und die Eindrücke, die sie dort sammeln kann. Erste Erfahrungen mit Kindern hat sie auch schon: Ein Schulpraktikum in einem Weyher Kindergarten, dazu hat sie sich jahrelang als Babysitterin ein paar Euro dazuverdient.

Letzte Infos gibt's im Flugzeug

Bislang weiß sie noch gar nicht allzu viel über ihre neue Heimat auf Zeit. "20 Millionen Einwohner leben dort, in der Mehrzahl Buddhisten. Und es gab schwere Schäden nach dem Tsunami. Ich werde mich aber spätestens während des Fluges noch genauer mit Sri Lanka beschäftigen", hat sie sich vorgenommen. Nach dem Tsunami hat auch der Verein Dry Lands in Sri Lanka begonnen, zu helfen. Dry Lands wird von zwei Deutschen geleitet, 2006 entstand das erste eigene Projekt - das Kinderheim in Marawila für elternlose oder vernachlässigte Kinder. Damals noch für 20 Mädchen, drei Jahre später erwarb der Verein ein eigenes, größeres Grundstück. Heute leben 42 Mädchen dort. "Es gibt eine Bibliothek, eine Nähwerkstatt, eine Küche und einen Computerraum", erzählt Anika. Neben den beiden Leitern sind immer auch zwei oder drei Praktikantinnen vor Ort, um die anderen Lehrer zu unterstützen. So wie Anika ab Donnerstag.

Das Bewerbungsgespräch mit ihren neuen Arbeitgebern musste sie übrigens per Internet-Telefondienst Skype absolvieren. Eine Stunde lang stellten die Leiter des Kinderheims ihr Projekt vor und fragten Anika Löcher in den Bauch. "Die Voraussetzungen für die Stelle waren natürlich gute Englisch-Kenntnisse sowie ein sicherer Umgang mit dem Computer und der Digitalkamera", verrät sie. Kein Problem für Anika, die während ihres Studiums auch ein Semester in Australien studiert hat.

Um auch ein bisschen mehr von Sri Lanka zu sehen als nur das kleine Dorf Marawila, hat die 22-Jährige nach dem Ende ihres Praktikums noch eine Reise quer durch die Inselwelt im Visier. Nach etwas mehr als zwei Monaten fliegt Anika dann zurück nach Weyhe. Eigentlich will sie nach ihrer Rückkehr dann auch zu ihrem eigentlichen Plan zurückkehren. Und der lautet: Den Master an der Universität Nottingham (Großbritannien) abzuschließen. "Davon gehe ich im Moment aus", betont sie lächelnd. Eine berufliche Zukunft im Bereich Entwicklungshilfe ist also nicht vorgesehen. Aber ein Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand, den will Anika auf alle Fälle riskieren.

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