Drylands Presseartikel

Mit Kochtopf und Hut gesammelt. 10.01.2011

180 000 Euro waren nötig

Baumann_Heurich

Julia Fischer, die nach ihrem Studienabschluss für unbestimmte Zeit zur Unterstützung des Angels Home for Children nach Sri Lanka ging, stammt aus dem Rhöndorf Gerthausen und hat auch in ihrer Thüringer Heimat viele Menschen für das Kinderhilfsprojekt begeistern können. Nach anderthalb Jahren Bauzeit, in der dank unzähliger Helfer die erforderliche unglaubliche Spendensumme von 180 000 Euro organisiert und erwirtschaftet wurde, soll morgen im Beisein vieler Gäste der Heimneubau eingeweiht werden. In der letzten Dezemberwoche, pünktlich vor dem Eröffnungstermin, zeigte das Spendenbarometer (nachzulesen auf der Internetseite des Vereins, www.dry-lands.org) das erreichte Spendenziel an. Viele Spenden kamen auch aus dem Meininger Raum, darunter beispielsweise 500 Euro vom Landkreis, nachdem das Landratsamt diesmal auf das Versenden von Weihnachtskarten verzichtet hatte.

Künftig können im neuen Angels Home bis zu 60 Voll- und Halbwaisen aufgenommen werden. Sie sollen im Laufe der Zeit in den neuen Ausbildungsstätten auch eine Art Berufsausbildung bekommen.

Mindestens elf Meininger wollen es sich, aus Verbundenheit mit diesem Projekt, nicht nehmen lassen, bei der Eröffnung des neuen Heimes dabei zu sein. Und jeder von ihnen hat noch das eine oder andere Einzugsgeschenk im Gepäck, wie etwa ein Volleyballnetz, eine Tischtennisausrüstung oder Geld, das weiterhin für die Heimbetreibung und als Schulgeld benötigt wird.

KinderbildSriLankaVor zwei Jahren fanden sich, als sie von dem Kinderhilfsprojekt erfuhren, sozial engagierte Leute aus Meiningen und Umgebung zum Freundeskreis Kinderhilfe in Sri Lanka zusammen. Eine private Initiative, die inzwischen etwa 40 Mitglieder zählt und seither durch Spendensammlungen im privaten Umfeld, aber auch Benefizveranstaltungen Geld für das Angels Home gesammelt hat. Erst vor Weihnachten wieder machten sich Rolf Baumann und Wolfgang Heurich, sozusagen mit Kochtopf und Hut, ans Spendensammeln. Wolfgang Heurich nutzte die Gelegenheit des 20. Betriebsjubiläums seines Arbeitgebers, um mit dem Hut rumzugehen. 180 Euro kamen so zusammen. Sein Kegelverein und ein paar weitere Bekannte gaben ebenfalls Geld dazu. Für den Meininger begann seine persönliche Sri-Lanka-Hilfe aber schon lange vor dem Kinderheimprojekt. Bei einem Urlaub dort in den 90er Jahren lernten die Heurichs die Familie eines einheimischen Touristenführers kennen, die in unglaublich ärmlichen Verhältnissen lebte. Wie die Meininger diese Menschen seither materiell und ideell unterstützen, das sucht seinesgleichen. Sie übernahmen die Patenschaft, halfen ihnen im Laufe der Jahre, ein Grundstück zu kaufen, ein Haus zu bauen, einen Brunnen zu bohren und eine Kuh zu kaufen. Nicht zuletzt wurden die drei Kinder der Patenfamilie auf vielfältige Weise gefördert, vor allem Patenkind Nadeesha, die ein Gymnasium besucht. Seinen jetzigen Kurzaufenthalt in Marawila will Wolfgang Heurich möglichst wieder für einen kleinen Abstecher zu seinen Schützlingen nutzen. Auch das Kinderheim-Projekt begeisterte die Heurichs von Anfang an. Bei einer Rundreise voriges Jahr hatten sie sich schon mal die Baustelle angeschaut.

Weihnachtsmenü

Rolf Baumanns Familie veranstaltet jedes Jahr traditionell an einem Adventswochenende ein privates Hütes-
essen zu einem gemeinnützigen Zweck. Dieser Zweck heißt seit zwei Jahren Angels Home. 42 Freunde und Bekannte kamen diesmal im Baumannschen Wohnhaus zusammen. Ein Teil von ihnen bereitete das Essen zu, die anderen schauten dabei über die Schultern oder machten es sich schon mal an der Festtafel gemütlich. Das Hütesvor- und -zubereiten ist übrigens Männersache. Drei Herrschaften formten jeweils 30 Hütes, damit genug für die ganze Feiergesellschaft auf den Tisch kam. Dazu gab es wahlweise Gulasch oder Wildbraten sowie Rotkraut, vorher eine Suppe, nachher Tiramisu. "Ein richtiges Menü", versichert Rolf Baumann. Und das will vorher minutiös geplant sein. Alle Aufgaben müssen ganz konkret zugeteilt werden. Wer nicht mitgekocht hatte, entrichtete wie immer für das opulente Mahl seinen Obolus in die Spendenkasse. 250 Euro kamen so zusammen, wie auch bei Wolfgang Heurichs Sammlung. Die Gesamtsumme wird morgen nun als gemeinsamer symbolischer Scheck in Marawila übergeben.

"Mich freut an dem Projekt, dass viele Leute, von denen man es gar nicht erwarten würde, für dieses Kinderheim spenden. Auch viele, die nicht direkt zum Freundeskreis gehören", so Wolfgang Heurich. "Viele Leute geben gern und freiwillig etwas, weil das Projekt inzwischen bekannt ist, weil man direkte deutsche Ansprechpartner hat und weil die Leute wissen, dass das Geld eins zu eins dort ankommt, wo es helfen soll", hat Rolf Baumann festgestellt.

Einmalige Spenden sind dem Heim genauso willkommen wie kontinuierliche (beispielsweise für ein Patenkind oder als Projektpatenschaft), um die Schul- und Unterhaltungskosten weiterhin aufbringen zu können. Geld hilft dem Angels Home mehr als eine Sachspende. Nicht nur, weil man vieles in Sri Lanka günstiger kauft als in Deutschland. Für das Heim ist auch der Kontakt zu den heimischen Händlern wichtig, um die Akzeptanz weiter zu verbessern. Bei den Behörden hat es übrigens bereits einen guten Ruf. In einem landesweiten Ranking der besten Heime setzte das Jugendamt schon das "alte" Angels Home auf den 2. Platz ...

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