Drylands Presseartikel

Leverkusenerin kümmert sich in Sri Lanka um Waisenkinder

Hanna Thanscheidt aus Leverkusen

Marawila liegt in Sri Lanka, rund 60 Kilometer von der Hauptstadt Colombo entfernt. Und hier feiert Hanna nicht. Hier kümmert sie sich freiwillig ein Vierteljahr lang um Waisenkinder. Um elternlose, vernachlässigte  Mädchen.

Waldsiedlung. Marawila. Ein Planet. Zwei Welten.  Ja. Sie mache sich schon „ein bisschen verrückt“, verriet sie jüngst bei der Party, die ihr Abschiedsfest  war – weil sie jetzt ja lange weg sein werde. An einem Ort, den sie nicht kenne und an dem – das fand sie in Gesprächen mit anderen jungen Menschen heraus, die vor ihr dort gewesen waren – neben einer fremden Kultur und  viel Ungewissheit vor allem harte Arbeit auf sie warte. Arbeit mit und für kleine Menschen, die weniger Glück als sie hatten in ihrem bisherigen im Leben. Man könnte auch sagen: Das ist eine ganz schön große Aufgabe für eine 18-Jährige, die vor ein paar Monaten noch die Schulbank des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums drückte und ihr Abitur machte.

Auch Mutter zog es in die Ferne

Aber dieses Hinaus-Wollen in die Welt, dieses Erkunden von Fremdem liegt irgendwie in der Natur der  Thanscheidts. Schon Hannas Mutter Gaby, beruflich in der Touristikbranche daheim, ging nach dem Studium nach Australien. „Geplant waren ein paar Monate. Es wurden knapp zwei Jahre, was meine Eltern gar nicht gut fanden“, erzählte sie beim Gespräch kurz vor Hannas Abflug.  In den zurückliegenden Sommerferien reiste die ganze Familie überdies nach Kambodscha. Nicht  nur, um Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Sondern auch um eine Schule für Obdachlose zu besuchen.  Eine längere Zeit ins  weit entfernte Ausland zu gehen, um sich dort sozial zu betätigen, das hat Hanna „auf jeden Fall  schon länger gewollt“.

Also durchsuchte sie während ihres letzten Schuljahres ausgiebig das Internet und stellte fest:  „Es ist alles andere als leicht, ein geeignetes Angebot zu finden.“ Nicht weil da keine Angebote seien. Im Gegenteil: „Es gibt sehr  viele.“ Aber zu viele davon   seien eben auch sehr teuer und nicht immer sei klar, was genau dahinter stecke. Letztlich kam sie über eine ehemalige Mitschülerin an das Projekt „Dry Lands“, dessen Mitglieder das „Angels Home“ betreuen.

Gestartet  wurde es in den Jahren nach dem verheerenden Tsunami, der 2004 Thailand, Sir Lanka und andere Regionen am Indischen Ozean verwüstete. Frank Lieneke, ein gebürtiger Lengericher, der schon immer nach Fernost gereist war, entschloss sich nach eigenen Worten damals, sofort wieder gen Sri Lanka zu fliegen, um seine Hilfe anzubieten. Wohlgemerkt: für ein paar Monate. Doch irgendwann ließ er seine Heimat Heimat sein, blieb bis heute – und baute gemeinsam mit Einheimischen das Waisenhaus auf, in dem Hanna, die Schlebuscherin, nun arbeitet.

Kein Geld für Arbeit

Hanna Thanscheidt aus LeverkusenHanna wird für ihre Arbeit kein Geld bekommen. Für Kost und Logis gibt es nur einen kleinen Zuschlag. Der Flug ging auf eigene Rechnung. Nach Sri Lanka nahm sie nur einen Rucksack mit und das Wissen über Kinder, das sie sich durch einige Jahre Englisch-Nachhilfe und Babysitten im Freundes- und Bekanntenkreis angeeignet hat. Den Rest – Familie,  Bekannte, ihren Freund – musste sie wohl oder übel daheim lassen.

Mutter Gaby und Vater Benno machen sich natürlich Sorgen: Das eigene Kind für eine so lange Zeit so weit weg gehen zu lassen, das sei schwer, sagt die Mutter. Hinzu kommt, dass  Hanna noch kein Rückflugticket hat:  Nach ihrer  Zeit im Waisenhaus reist sie mit einem „Work & Travel“-Visum erst einmal weiter nach Australien, um dort als Au-Pair noch ein wenig Geld zu verdienen. Was bedeutet: Vielleicht wird etwas Längeres aus der Sache. So wie damals bei Gaby Thanscheidt.  Aber: So ist das eben in dieser Familie. „Es wird schon schiefgehen“, sagte Hanna bei der Party. Lächelnd.

Und Inzwischen gibt es denn auch erste Nachrichten von ihr aus Sri Lanka. Sie klingen gut. Sie klingen nach: Eine neue Welt, eine neue Aufgabe – was könnte schöner sein?

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