Drylands Presseartikel

Ehrenamtliche Hilfe in Sri Lanka: Für ein besseres Menschenleben

Das Leben für Mädchen ist in Sri Lanka nicht immer so unbeschwert wie auf diesem Foto. Anna-Lena Ritting, eine 19-jährige Ingolstädterin, hat das während ihres Praktikums hautnah erfahren. 

Kinder ohne Kontakt zu ihrer Familie

Anna Lena mit den Mädchen aus dem Angels HomeSri Lanka ist Ritting zu dem Zeitpunkt schon von Urlaubsreisen mit der Familie her bekannt. Wie das Leben abseits der Touristenstrände aussieht, wurde ihr jetzt offenbar. "Ich habe Fälle erlebt, in denen Kinder keine Angehörigen mehr haben oder sich niemand für sie interessiert", berichtet sie im Gespräch mit dem DK.

In dem Kinderheim ist Platz für 60 Mädchen. Rund 45 im Alter zwischen fünf und 18 Jahren leben dort während Rittings Aufenthalt. Betreut werden sie von Nachhilfelehrkräften und einheimischen Hausmüttern. Ihnen hilft Ritting, schaut nach, ob die Kinder Zähne putzen, spielt, tanzt und lernt Englisch mit ihnen, organisiert Filmabende und gibt Acht, dass alle ihre Tagesstruktur einhalten, zu der Schularbeiten, Betten machen, Kochen und Wäsche waschen am Brunnen zählen. "Das ist wichtig", sagt sie, denn die Zeit im Heim soll auch auf das reale Leben vorbereiten, in das die Mädchen irgendwann zurückkehren. Am besten mit einer Ausbildung, etwa zur Kosmetikerin oder Friseurin, in der Tasche. Berufe wie diese können sie in der dem Heim angeschlossenen Ausbildungsstätte erlernen. Vielleicht ist es manchen sogar vergönnt, größere Träume zu verwirklichen, etwa Lehrerin oder Flugbegleiterin zu werden. Oder beim Militär zu arbeiten. "Das wünschen sich viele", sagt Ritting. Möglich sei das aber nur mit einem Schulabschluss.

Auf dem Weg dahin hat sie nun selbst mitgeholfen und dafür viel Dankbarkeit von den Kindern erfahren. "Ich habe das Gefühl, besonders beim Englischlernen geholfen zu haben", sagt sie. Natürlich hätten die Kinder Fragen gestellt - nach ihrer Familie, ob sie schon einen Freund habe oder noch zur Schule gehe. "Sie haben nicht so sehr nach materiellen Dingen wie Autos gefragt, aber nach meiner Religion", erzählt Ritting. Trotz oder gerade wegen der Nöte und Probleme in Sri Lanka ist die Bevölkerung, die größtenteils aus Buddhisten besteht, sehr gläubig. Zwei Mal Beten am Tag gehöre im Heim zu den festen Ritualen. "Das ist ganz normal", sagt sie. Auch kulturelle Bräuche, die aus der britischen Kolonialzeit stammen, hätten ihren Platz im Alltag. "Um 15 Uhr ist Teatime, dazu gibt es Süßes", erzählt sie.

Ritting erlebt den Aufenthalt in Sri Lanka größtenteils unter Corona-Bedingungen. Die Anreise muss sie wegen der Pandemie verschieben. Nach der Ankunft ist sie zunächst in Quarantäne. Mit den Kindern verbringt sie anschließend viel Zeit, denn auch hier sind die Schulen geschlossen und die Mädchen den ganzen Tag im Heim. Die Zeit sei nicht immer leicht gewesen. "Aber die schönen Dinge, die Liebe und Zuneigung, die die Kinder geben, überwiegen", sagt sie. Berichten zufolge kümmern sich zwar auch Staat und Jugendbehörde um Kinder aus schwierigen Verhältnissen, und es existieren staatliche Heime. Eine professionelle Struktur, etwa wie in Deutschland, sei aber nicht vorhanden.

Starke Unterstützung aus Deutschland

Hier setzt die Arbeit von Frank Lienecke an. Sein gemeinnütziger Verein Dry Lands Project hat die Kinderhilfe gegründet und das Heim errichtet. Beides finanziert sich Vereinsinformationen zufolge komplett durch transparent gehaltene Spenden, vorwiegend aus Deutschland. Menschen, die helfen wollen, ist es möglich Patenschaften zu übernehmen. Mehr Informationen über den Verein gibt es unter www. dry-lands. org.Die angehende Studentin ist einerseits traurig, dass sie ihre Schützlinge nun nicht mehr um sich hat. Andererseits freut sie sich, wieder mehr Zeit für sich zu haben. Ein Abschied für immer sei es nicht gewesen. "Ich möchte die Kinder bald wieder besuchen kommen", sagt Anna-Lena Ritting. Was sie selbst an Erkenntnissen mitgenommen hat? "Ich habe das Leben in Deutschland mehr schätzen gelernt und bin froh, dass ich in einer Familie aufgewachsen bin. "

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