Von Nina.B auf Freitag, 22. August 2025
Kategorie: Mitten im Geschehen

Zwischen Abschiedsschmerz und Vorfreude

​Und jetzt ist es wirklich so weit. Fünf einhalb Monate, fast ein ganzes halbes Jahr liegen hinter mir. Eine Zeit voller Höhen und Tiefen, voller Lachen, Nachdenken, Wachsen. Schöne Momente, schwierige Momente und all die kleinen Augenblicke dazwischen, die sich für immer eingebrannt haben. Jetzt sitze ich hier und schreibe meinen letzten Blogeintrag. Mein Abschied vom Angel's Home. Von den Mädchen. Von den Mitarbeitenden und von Frank. Wie ich mich dabei fühle? Ich weiß es ehrlich gesagt selbst nicht so genau. Vielleicht, weil ich es noch gar nicht richtig realisiert habe. Vielleicht, weil man das gar nicht vollständig begreifen kann, bis man wirklich gegangen ist. Dieses chaotische, herzliche, manchmal auch anstrengende Land ist in den letzten Monaten zu so etwas wie einem Zuhause geworden und die Kinder, sie waren wohl das, was einer Familie hier am nächsten kommt. 

Für ALLES und damit meine ich wirklich ALLES bin ich unendlich dankbar. Diese Zeit hat mich in vielerlei Hinsicht reifen lassen. Sie hat mich gelehrt, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, neue Perspektiven einzunehmen und zu erkennen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Gleichzeitig habe ich in den letzten sechs Monaten gemerkt, dass ich zwar gut allein zurechtkomme, aber meine Familie, meine Freunde und mein gewohntes Umfeld in Deutschland doch sehr vermisse. Genau dieses Vermissen lässt nun auch eine große Vorfreude in mir aufsteigen, auf das Wiedersehen und auf das Zuhause, das auf mich wartet. Es ist ein großes Privileg, zu wissen, gerade nach meiner Zeit im Kinderheim, dass ich eine Familie und Freunde habe, für die es sich lohnt, immer wieder nach Hause zurückzukehren. Denn genau das ist hier für viele der Mädchen nicht selbstverständlich. Viele von ihnen haben kein stabiles familiäres Umfeld, keine verlässlichen Bezugspersonen, zu denen sie zurückkehren könnten. Das macht mir umso bewusster, wie wertvoll mein eigenes Netz, meine Heimat mein Zuhause eigentlich ist.

In den nächsten Tagen mischt sich zum Abschied also auch eine große Vorfreude. Vorfreude darauf, gemeinsam mit meinen Freunden Sri Lanka noch einmal zu erkunden und mich dann langsam von einem Land zu verabschieden, von dem ich mit Sicherheit sagen kann, dass es nicht mein letzter Besuch war. Denn Sri Lanka ist so viel mehr als nur schöne Strände, beeindruckende Landschaften, scharfes, leckeres Essen, Surfen und Wildlife. Es sind vor allem die Menschen hier, die diesen Ort so besonders machen, mit einer Herzlichkeit, die ich jetzt schon in Deutschland vermissen werde. Dieser Optimismus, dass es eigentlich nicht viel braucht, um glücklich zu sein. Diese Freundlichkeit und das ehrliche Interesse, mit dem sie dir begegnen. Die Hilfsbereitschaft, wenn ich mal wieder einen Platten am Fahrrad hatte. Die Freude, wenn ich ein paar Wörter auf Singhalesisch mit ihnen wechseln konnte und ihre Offenheit, mir mehr über ihre Kultur zu erzählen. Diese Menschen haben meine Zeit hier nicht nur geprägt sie haben sie besonders gemacht. Und am Ende ist es doch genau das, worauf es wirklich ankommt. DANKE, Sri Lanka, für alles, was du mir in den letzten Monaten geschenkt und gelehrt hast. Diese Zeit werde ich nie vergessen!

Und damit auf ein letztes Mal:
Liebe Grüße,
Eure Nina

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