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Erinnerungen, Balance, Glücklich, Begrüßung, Moin Moin.

Die eigene Balance finden

"Es gibt einen Platz, den du füllen musst, den niemand sonst füllen kann, und es gibt etwas für dich zu tun, das niemand sonst tun kann", sagte Platon.

Wer kennt es nicht, ständig auf der Suche zu sein, nach dem tieferen Sinn im Leben?

Dem richtigen Pfad, der einen rundum glücklich sein lässt? Das große Ziel und die eigentliche Aufgabe, für die man geboren wurde?

tagebuch 4  Balance

Ich stelle mir oft diese Fragen und merke dabei, dass es vielleicht gar nicht unbedingt um die Antwort oder das Ergebnis geht. Vielmehr ist doch wichtig, dass man sich und sein Umfeld überhaupt hinterfragt, dass man sich nicht zufrieden gibt mit einem Zustand in dem man nicht glücklich ist oder zu vielen Kompromissen, die man aus Gründen geschlossen hat, die man nicht mehr weiß.

Wichtig ist, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und sich immer wieder klarzumachen: „Ich bin für meine Lebensumstände verantwortlich. Und wenn es mir schlecht geht, ist es an mir, eine Lösung dafür zu finden.“

Die Zeit ist begrenzt. Sie eine unserer knappsten Ressourcen. Sie nicht zu verschwenden ist nicht leicht. Oft schweifen auch meine Gedanken in die Vergangenheit, die ich nicht ändern kann und oder weit in die Zukunft, die ich nicht voraussehen kann. Der Versuch die eigene Zeit nicht damit zu verschwenden, die mentalen, körperlichen und emotionalen Ressourcen aufzubrauchen und im Stress zu leben, ist eine große Herausforderung. Es ist sehr wichtig, die eigene Balance zu finden und ausgeglichen durch das Leben zu gehen. Vor allem wenn man seine Ziele erreichen und die Person sein will, die mein sein möchte.

Die Zeit hier im Angels Home in Sri Lanka hilft mir alles nochmal aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Hier ist man weit weg von allem Gewohnten und Sicherem. Man lernt sich selbst ganz anders kennen. Der beste Spiegel sind wohl die Kinder hier im Heim. Sie haben eine ganz natürliche Intuition, der man unausweichlich jeden Tag gegenübersteht. Sie sind ehrlich und direkt. Sie erkennen aufrichtiges Interesse, Engagement oder Geduld. Aber sie sehen auch deine Müdigkeit, Ungeduld oder Gereiztheit. Wenn man selbst nicht lächelt, lächeln Sie auch nicht zurück. Wenn man ungeduldig oder zu streng wird zeigen sie einem in Ihrer Art, dass sie unzufrieden sind. Oft habe ich mich gefragt, „Warum hört Sie nicht auf mich?“ oder „Warum spricht Sie nicht mit mir?“. Es ist einfacher dafür Antworten zu suchen, als sich selbst zu hinterfragen. Ich werde die Mädchen hier in drei Monaten nicht ändern können. Ich kann mein Verhalten anpassen, neues ausprobieren und versuchen auf verschiedenen Arten Zugang zu den Kindern zu finden.

tagebuch 4 1 Viel Zeit mit den KindernIch glaube, das tiefste Gefühl, das uns mit uns selbst und mit anderen verbindet, ist Liebe. Sie sorgt dafür, dass sich alles in einer gewissen Balance hält. Die Liebe, die ich für andere empfinde, baut auf der Achtung zu mir selbst auf. Wer sich mag, geht mit sich auch rücksichtsvoll um, wenn er einen Fehler macht. Oft ist man dem eigenen Perfektionismus und Ehrgeiz ausgeliefert. Fehler zu machen und vor sich selbst zuzugeben wird als Schwäche interpretiert. Doch den Respekt und die Kunst der eigenen Reflektion, die ich mir selbst entgegenbringe, übertrage ich auch auf andere und meine Umgebung. Wenn ein Mensch sich selbst nicht mag und sich selbst schlecht behandelt, wie soll er dann die Menschen in seiner Umgebung gut behandeln?

Nicht nur die Kinder helfen mir diese neue Brille aufzusetzen und mehr Dinge zu hinterfragen. Ich führe viele Gespräche mit den anderen beiden Praktikantinnen Hanna und Valentina über diese Themen. Sie sind glücklicherweise ebenso interessiert und offen für diese Perspektive wie ich. Und dass obwohl wir drei unterschiedlicher nicht sein könnten.

tagebuch 4 2 WirEin schönes Beispiel für unser Streben nach Balance ist der gemeinsame Sport. Wenn man sich unausgeglichen fühlt, schlecht schläft oder schnell gereizt ist das oft ein Zeichen für zu wenig körperliche Auslastung. Der Körper fühlt sich steif und schwer ab, die Gelenke sind unbeweglich, eventuell schmerzen einige Körperteile. Welche Art von Bewegung die richtige ist, kann man nur selbst herausfinden. Wichtig ist nur: sich danach körperlich und seelisch wohlzufühlen. Hanna, Valentina und ich haben eine für uns perfekte Abendroutine gefunden, in der wir ungefähr eine Stunde einen Mix aus Zumba, Fitnessübungen und Yoga machen. Dies dient nicht nur dazu den angesammelten Stress und die Eindrücke des Tages abzubauen, sondern auch persönlichen Zielen, die in einer Zeit, in der man sich anderen Menschen widmet, trotzdem ihren Platz finden sollten.

Gemeinsam versuchen wir hier nicht nur den Mädchen im Angels Home glückliche Stunden zu bescheren, für sie dazu sein, sie zu bilden und ihnen Abwechslung und immer ein offenes Ohr zu bieten. Wir versuchen auch selbst einen Weg zu finden glücklich zu sein, in einer so anderen, fremden Umgebung, weit weg von zu Hause. Uns selbst Gutes zu tun, um anderen Gutes zu tun: Und die Balance zu finden, für eine Zeit in unserem Leben, die wir lange in Erinnerung behalten werden, auch wenn Sie nur sehr kurz ist.

Ich bin unglaublich dankbar für alle was ich hier erleben und welche Erfahrungen ich hier machen darf. Was Frank und Julia hier in Marawila aufgebaut haben ist unglaublich. Sie haben sich das Kinderheim zu Ihrem Lebensinhalt gemacht und ihre Aufgabe hier gefunden. Eine tolle und wirklich sinnvolle Lebensaufgabe, wenn man mich fragt…

Eure Jana

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