Kumari, Achini, Tharushika und Bodika

"Thaththa! Julia!", ertönt es abends um halb neun unter unserem Fenster. Wir schauen uns an und denken das Gleiche: Was ist denn da schon wieder los? Warum werden wir so spät noch einmal gerufen? Frank läuft zum Fenster und hört Kumari rufen: "Thaththa, wir kommen gerade von unserem Wettkampf zurück. Dürfen wir kurz zu euch hoch kommen?" Alles klar - das sind unsere 4 Ladani-Girls, die gerade aus Puttalam zurück gekommen sind, wo sie an den para-athletischen Spielen für unseren Distrikt teilgenommen haben. Bodika, Achini, Tharushika und Kumari besuchen eine spezielle Schule für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen, die im Nachbarort von Marawila liegt. Die Schule hat einige ihrer sportlichsten Schüler zu diesem Distrikt-Wettkampf geschickt und unsere 4 Mädchen durften dabei sein.

Kaum sind die Mädchen auf der letzten Treppenstufe angekommen, fängt Kumari auch schon an zu plappern: "Hallo, wir sind wieder da! Mann oh Mann... war das aufregend! Wir haben Medaillen gewonnen, schaut hier!" Triumphierend hält Kumari zwei Medaillen hoch, die um ihren Hals baumeln. Ebenso haben Bodika und Tharushika jeweils eine Medaille gewonnen und der Stolz der Mädchen steht vor allem der Ältesten Kumari ins Gesicht geschrieben. Sie überschlägt sich fast mit ihren Worten, weil sie es so eilig hat, uns jedes Detail von diesem Tag zu berichten.

Bodika habe den 3. Platz im Weitwurf gemacht, Tharushika konnte in ihrer Altersklasse als zweitschnellste Läuferin glänzen und Kumari selbst holte außerdem eine Silbermedaille im Hochsprung. Ja, sie weiß, wie man beim Erzählen Spannung aufbaut, denn das Beste hebt sich Kumari bis zum Schluss auf. Mit einer dramatischen Überleitung kommt sie schließlich zum Highlight des Tages; ihrem eigenen Sprint. Nachdem sie auf den ersten Metern auch noch gestürzt ist und danach die entsetzten Rufe ihrer Lehrer vom Rand der Laufbahn wahrgenommen hat, raffte sie sich wieder auf und lief, so schnell sie konnte. Ihre eigenen Worte dazu: "Ich hab einfach an gar nichts mehr gedacht, sondern bin nur noch gerannt. Immerhin habe ich Thaththa und meinen Lehrern versprochen, dass ich diesmal gewinne, also wollte ich das auch unbedingt schaffen! Als ich ins Ziel lief und bemerkte, dass ich es tatsächlich geschafft habe, kam meine Lehrerin und wir haben beide geweint." Bei all der Freude und dem Glück, das während Kumaris Berichterstattung in ihren Augen liegt, merke ich, wie mir selbst fast die Tränen kommen. Ein solches Erfolgserlebnis ist für diese Mädchen unglaublich motivierend, wo sie doch schulisch sonst nicht so herausragen.

Und die Emotionen sind auch absolut berechtigt: Bereits im Dezember hat Kumari an den Nationalen Spielen für Menschen mit Behinderungen teilgenommen und dort mit einem 2. Platz knapp ihre Chance auf einen Wettkampf in Singapur verpasst. Doch nun hat sie erneut die Möglichkeit, ihr sportliches Talent auf nationaler Ebene unter Beweis zu stellen. Sollte sie den nächsten Wettkampf zwischen den einzelnen Distrikten gewinnen, winkt erneut ein Auslandsaufenthalt. Natürlich drücken wir Kumari alle von Herzen die Daumen und fiebern bei jedem Wettkampf mit. 

Nachdem alle Details und Eindrücke dieses Tages wiedergegeben wurden, schließt Kumari mit den Worten: "Jetzt bin ich total kaputt und habe einen Bärenhunger! Gute Nacht, Thaththa und Julia!"