Eines der beiden Häuschen unseres Aussiedlungsprojekts

Bereits seit Ende Januar haben wir auf dem Land der Ausbildungsstätte wieder 4 ältere Mädchen, die jeweils zu zweit ein kleines Häuschen in unserem Aussiedlungsprojekt bewohnen. Sodi, Subashini, Dishna und Nawanjena gehören zu unseren ältesten Mädchen und so ganz langsam rückt für sie der Zeitpunkt näher, wo sie unser Angels Home irgendwann mal verlassen müssen.

Um den Mädchen den Übergang vom behüteten Heimalltag in ein selbstständiges Leben etwas zu erleichtern, haben wir vor 3 Jahren dieses Projekt speziell für die Älteren ins Leben gerufen. Die ersten Bewohnerinnen waren damals Nadisha, Sewwandi, Dananjani und Charitha. Nachdem 3 dieser Mädchen uns nach ihrer Ausbildung verlassen haben und Nadisha unsere Köchin wurde, stand das Projekt einige Zeit leer, da wir keine Mädchen hatten, welche die Anforderungen erfüllten. So sollten sie entweder volljährig (also 18 Jahre alt) sein oder zumindest die Schule hinter sich gebracht haben. Wir sind ganz froh, dass sich Anfang des Jahres wieder ein paar neue Bewohnerinnen für die Häuschen gefunden haben und mittlerweile fühlen sie sich dort auch so richtig heimisch.

Klein, aber fein und ein Fernseher muss sein!

Sodi, Subashini und Nawanjena haben im Dezember 2018 ihren Schulabschluss absolviert und bis vor weinigen Tagen mussten sie auf ihre Ergebnisse warten. Nawanjena konnte insgesamt leider nicht bestehen, aber da sie schon immer eher zu den lernschwächeren Mädchen gehörte, war dies für uns keine Überraschung und wir machen ihr deshalb auch keinen Vorwurf. Mittlerweile macht Nawanjena eine Schneidereiausbildung und hat einfach wesentlich mehr Talent in praktischen Dingen. Sodi und Subashini verkürzten sich die Wartezeit auf die Ergebnisse mit vielen kleinen Aushilfstätigkeiten auf unserem Grundstück. So haben sie beispielsweise den Garten von Unkraut befreit, neue Beete angelegt und Steinbegrenzungen neu arrangiert. Mittlerweile haben auch sie ihre Ergebnisse bekommen und die sahen gar nicht mal so schlecht aus. Subashini hat sich dennoch dagegen entschieden, den nächsthöheren Schulabschluss anzustreben, weil sie sich mit dem Lernen nie so richtig anfreunden konnte. Sodi hingegen möchte auch noch das sogenannte A-Level (in etwa wie Abitur) in Angriff nehmen und dafür drücken wir natürlich die Daumen. Dishna, die Vierte im Bunde, hat ihren Schulabschluss bereits 2017 abgelegt und war dann für einige Monate bei ihrer Familie. Nun ist sie zu uns zurück gekommen, um vormittags ein Praktikum in einem Kindergarten zu machen und uns nachmittags bei der Betreuung der Kleinsten zu unterstützen.

In der kleinen Außenküche muss jeder mal kochen.

So haben die vier Mädels alle ihre Aufgaben und bekommen seit Februar ein kleines Taschengeld von uns, womit sie sich das Leben im Aussiedlungsprojekt finanzieren. So müssen sie beispielsweise selbst einkaufen und ihre monatlichen Ausgaben planen, damit das Geld auch ausreicht und sich jeder gleichermaßen am Haushalt beteiligt. Außerdem bereiten sie sich morgens und abends selbst ihre Mahlzeiten zu und am Wochenende werden gemeinsam die Häuschen, die Außenküche und die Sanitäranlage geputzt. Im Garten haben sie eine Feuerstelle und eine Wäscheleine für ihre Kleidung. Weiterhin können sie auf dem großen Grundstück ihre eigenen Kräuter und Gewürze anpflanzen.

In den ersten Tagen nach dem Umzug auf das andere Land war den Mädels trotz unmittelbarer Nähe zum Kinderheim noch etwas mulmig zumute. Zum Glück gibt es ja auch noch unsere Schäferhunde, denen sie als Alarmsystem blind vertrauen können und bereits nach weinigen Tagen war die anfängliche Skepsis verflogen und die jungen Ladies konnten ihr neu gewonnenes Stückchen Freiheit so richtig genießen. Dies zeigten sie uns stolz mit einer Einladung zum Dinner bei Kerzenschein, wo sie von Reisnudeln, über verschiedene Curries bis hin zu Eiscreme, Obst und Cola wirklich alles aufgefahren hatten, was das deutsch-srilankische Genießer-Herz begehrt.

Einweihungsessen bei Kerzenschein

Mit unserem Aussiedlungsprojekt möchten wir den Mädchen zeigen, dass wir ihnen vertrauen und an sie glauben, als junge Frauen ihr Leben selbstständig zu meistern. Sie sollen lernen, was es heißt, für sich selbst zu sorgen und sich aufeinander zu verlassen. Wir hoffen, ihnen damit die Abnabelung vom Angels Home etwas leichter zu machen und sie in ihrem Glauben an sich selbst zu stärken. Hoffen wir also, dass sie das Beste daraus machen!

Mit hoffnungsvollen Grüßen

eure Julia.