Auf dem Weg zum Tempel

Am 19. Februar war hier Vollmond. Das heißt, in Sri Lanka ist frei. Diesen Feiertag nennt man Poya Day, der immer am Vollmond stattfindet. Es gibt ungefähr ein Dutzend Poya Days im Jahr, an denen jeweils ein buddhistisches Ereignis gefeiert wird. Kein Wunder, dass Sri Lanka einer der Länder mit den meisten Feiertagen ist. So feiert man beispielsweise am ersten Poya Day im Jahr Buddhas ersten Besuch in Sri Lanka am ersten Vollmond nach seiner Erleuchtung.

Diese Poya Days verbringen die Mädchen immer im Tempel und ich durfte sie dieses Mal begleiten. So machten wir uns morgens um sieben Uhr auf den Weg zum örtlichen Tempel, der direkt gegenüber ihrer Schule liegt. Dies war sehr spannend für mich, denn so konnte ich ihren Schulweg sehen und ein bisschen nachempfinden, was passiert, wenn die Mädchen morgens das Angels Home verlassen. Normalerweise bleibe ich im Heim und warte darauf, dass sie zurückkommen. Dieses Mal bin ich mit ihnen losgezogen und konnte einen Blick in die Welt außerhalb des Heims werfen und zugleich einen Blick in die Kultur Sri Lankas.

Im Tempel tragen die Einheimischen weiße Kleidung. Viele der Mädchen trugen ein Lama Sari, bestehend aus einem langen Rock und einer Bluse, die bis zur Taille geht. Die anderen Mädchen trugen ihre weiße Schuluniform. Wir legten unsere Rucksäcke und Schuhe ab und kurze Zeit später ging die Zeremonie los.

Unterricht im Schatten eines Baums

Gesang und Gebete bildeten den ersten Teil, dann gab es Frühstück. Ich war froh, dass Baghya mich überall hin mitnahm und begleitete, denn was für die Mädchen dort ganz normal ist, war für mich ganz neu. Danach bekamen die Kinder so etwas wie Religionsunterricht nur über den Buddhismus. Wir saßen dafür draußen auf Unterlagen und hörten zu. Es folgten eine Meditation, das Mittagessen und weiterer Unterricht. Zum Abschluss konnten einige Kinder nach vorne treten und etwas vortragen, zum Beispiel ein Lied oder Worte zum Unterricht. Auch ich bin nach vorne gegangen und durfte ein paar abschließende Worte sagen. Um zwei Uhr mittags ging es dann wieder zurück ins Angels Home.

Mir hat der Tempelbesuch sehr gefallen. Die besondere Atmosphäre dort samt dem Essen, den Gebeten und der Meditation war sehr eindrucksvoll und interessant für mich. Alle Menschen waren sehr freundlich und hilfsbereit. Sehr spannend war es, auch mal die anderen Kinder ihrer Schule zu sehen und wie diese auf mich reagierten. So habe ich auch mal einen anderen Teil des Alltags der Mädchen kennengelernt.