Gute Arbeit soll ja bekanntlich belohnt werden und so kam Frank schon vor ein paar Wochen auf mich zu und meinte, ich könne mir doch mal ein paar Tage freinehmen und eine kleine Reise planen. Vier Tage in Sri Lanka – was für ein Geschenk! Also hieß es für mich: planen. Schnell war klar, dass ich nicht allzu weit reisen wollte, denn die Infrastruktur hier ist deutlich gemächlicher als in Deutschland. Den berühmten Süden Sri Lankas wollte ich mir für später aufheben, also schaute ich, was sich in der Nähe anbietet. Nach kurzer Recherche blieben zwei Optionen: das kulturelle Kandy oder Kalpitiya, eine Halbinsel im Nordwesten, bekannt für ihre Lagunen, Strände und Kitesurfer-Vibes. Und da ich schon immer einmal eine Safari machen wollte (ganz klischeehaft – typisch deutsch eben), fiel meine Wahl schnell auf Kalpitiya. Der Wilpattu-Nationalpark liegt nämlich ganz in der Nähe, und der Gedanke an Strand, Natur und vielleicht ein paar wilde Tiere klang einfach perfekt.
Ein paar Wochen später war es dann so weit. Um fünf Uhr morgens klingelte der Wecker. Ein Tuk-Tuk brachte mich zum Bahnhof in Nattandiya, von dort gings mit dem Zug weiter nach Palavi. Schon diese Zugfahrt war ein kleines Abenteuer. Die alten Züge in Sri Lanka fahren so langsam, dass man sich entspannt an die offene Tür setzen kann, den warmen Wind im Gesicht und das endlose Panorama aus Reisterrassen und Tropenwäldern vor Augen. Von Palavi stieg ich in den öffentlichen Bus, der mich in etwa zwei Stunden ins kleine Küstendorf Thalawila brachte. Mein Ziel für die nächsten Tage. Im Gästehaus angekommen, konnte der Urlaub endlich beginnen. Baden im Bikini, ohne ständig auf Kleidung achten zu müssen – eine Wohltat! Die Tage begannen entspannt, gefüllt mit gutem lokalen Essen wie Pfannkuchen mit Kokosnuss-Sambol oder Rotti mit Dal. Einfach, aber lecker. Wobei ich ehrlich sagen muss: So langsam kommt bei mir kulinarisch ein bisschen die Ernüchterung. Nach zwei Monaten Sri Lanka merke ich, wie sehr mir die Abwechslung fehlt. Täglich Curry mit Reis hat zwar seinen Charme, aber nach einer Weile träumt man doch vom knusprigen Brot, frischem Käse oder einfach mal einer Pasta, die nicht in Kokosmilch schwimmt.
Die Umgebung rund um das Gästehaus ließ sich wunderbar mit dem Fahrrad erkunden. An den meisten Tagen führte mich mein Weg in ein kleines, hippes Kitesurf-Café direkt an der Lagune – ein Ort, an dem mich etwas erwartete, womit ich am allerwenigsten gerechnet hätte: kein lokales Essen, sondern ein Stück Heimat inmitten tropischer Kulisse. Und eine Begegnung, die ich so schnell nicht vergessen werde. Wie so oft hier wurde ich nach meiner Bestellung direkt in ein Gespräch verwickelt, ganz typisch für die Herzlichkeit in Sri Lanka. Dabei stellte sich heraus, dass der Besitzer der Kiteschule mit einer Deutschen verheiratet ist. Und nicht nur das: Diese Frau saß vor genau acht Jahren in eben diesem Café, genau wie ich, und hatte damals ebenfalls ein Praktikum im Angels Home absolviert. Nach ein paar freundlichen Worten stand sie plötzlich vor mir. Als hätte das Leben selbst ein kleines Wiedersehen arrangiert. Wir kamen ins Gespräch und redeten stundenlang: über Sri Lanka, den Alltag im Heim und schließlich über ihr Leben, das sie sich hier nach dem Praktikum aufgebaut hat. Es tat unglaublich gut, wieder einmal ein langes Gespräch auf Deutsch zu führen, mit jemandem, der die gleichen Eindrücke erlebt hat, nur eben Jahre zuvor. Und was soll ich sagen? Planlos geht wohl der perfekte Plan los. Ich hätte nie damit gerechnet, aber manchmal führt einen der Zufall genau dorthin, wo man sein soll und für diese Begegnung bin ich sehr dankbar.
Die letzten Tage meiner kleinen Reise hielten dann wirklich alles für mich bereit, womit ich nie gerechnet hätte. Nicht nur lernte ich eine tolle Familie in Sri Lanka kennen, sondern fand mich plötzlich mitten in einer Fünfergruppe Münchner wieder, die mich ganz selbstverständlich in ihre Runde aufnahm. Was dann folgte, war eine echt coole Zeit, in denen einfach alles passte: Geburtstag feiern mit Maracuja-Cheesecake, gemütliche Kartenspiele in der Abendsonne, eine nächtliche Kajaktour über die stille Lagune, Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel – und ja, sogar Bockwurst mit Marshmallows wurde gegrillt. Bunter hätte die Mischung wirklich nicht sein können und schöner wohl auch nicht. Am letzten Morgen hieß es dann Abschied nehmen. Die Gruppe packte mich kurzerhand mit in ihren Bus und brachte mich zurück ins Kinderheim. Für sie ging es weiter Richtung Flughafen und zurück nach good old Germany. Auf mich warteten die Kinder, die mich strahlend und mit offenen Armen empfingen.
Wenn ich eines aus dieser Reise mitnehme, dann das: Ich habe so ziemlich alles gemacht, was ich nicht geplant hatte. Die Safari? Ist zwar auf der Strecke geblieben, aber stattdessen habe ich etwas viel Wertvolleres gefunden: Begegnungen, spontane Momente und das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und wieder einmal wurde mir klar: Es kommt nicht darauf an, wo man ist oder wie perfekt der Plan war, sondern auf die Menschen, mit denen man unterwegs ist und somit viel Spaß beim Lesen!
Eure Nina